Gonorrhö bei heterosexuellen Frauen: Infektiologen warnen
- Liz Scherer
- Medizinische Nachrichten
Die alarmierende Zunahme von Gonorrhö und anderen sexuell übertragenen Infektionen ist an sich nichts Neues. Globale Gesundheitsbehörden unterstreichen weiterhin die Notwendigkeit gezielter Tests und Diagnosen, insbesondere bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM). Ein soeben veröffentlichter epidemiologischer Bericht des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) könnte nun aber dazu beitragen, die Aufmerksamkeit auf riskantes Sexualverhalten in einer Gruppe zu lenken, die bisher größtenteils unbeachtet blieb: heterosexuelle Frauen.
Laut Berichten aus 28 Staaten der Europäischen Union bzw. des Europäischen Wirtschaftsraums (EU/EWR) war Gonorrhö im Jahr 2019 die am zweithäufigsten gemeldete Geschlechtskrankheit (hinter Chlamydien), wobei die Anzahl der Fälle im Vergleich zum Vorjahr um 19,2 % anstieg. Abgesehen von Großbritannien, wo europaweit nach wie vor die höchsten Fallzahlen vorlagen, wurden am meisten Meldungen (> 30 je 100.000 Einwohner) in Irland, Dänemark, Island, Malta, Norwegen und Schweden verzeichnet. Insgesamt 35 % dieser Fälle traten bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 15–24 Jahren auf.
Aufwärtstrend bei Fällen unter Heterosexuellen
Obwohl MSM weiterhin mehr als die Hälfte (54 %) aller Fälle ausmachen (laut 17 Ländern, die einen bekannten Übertragungsmodus angeben), zeigten die Daten aus dem Jahr 2019 auch einen entmutigenden Trend auf: steigende Fallzahlen unter heterosexuellen Frauen. Zwischen 2010 und 2019 stiegen die Fallzahlen unter heterosexuellen Frauen um 151 % und machten im Jahr 2019 fast ein Drittel (29 %) aus – vergleichbar mit heterosexuellen Männern (26 %). Leider sind viele dieser Infektionen auch asymptomatisch – ein Indikator dafür, dass die Zahlen durchaus höher sein könnten, als die beobachteten Daten vermuten lassen.
Die abnehmende Empfindlichkeit von Neisseria gonorrhoeae gegen Azithromycin und sporadische Berichte von Ceftriaxon-Resistenz sind andauernde Schwierigkeiten. Es ist klar, dass die Gonorrhö-Fallzahlen weiter steigen werden, sofern keine gezielten Anstrengungen unternommen werden, um heterosexuelle Frauen zu erreichen.
Mobilfunktechnik bietet neue Strategien
Die Lösung könnte buchstäblich in unseren Händen liegen. Die Ergebnisse einer im „Journal of Adolescent Health“ veröffentlichten Studie deuten darauf hin, dass Mobilfunktechnologie der Schlüssel sein könnte, insbesondere wenn Informationen in mehreren Formaten (z. B. Videos, interaktive Quizfragen) und Sprachen übermittelt werden. Ebenso verstärkten die unter MSM betriebenen Nachforschungen die Idee, dass die Bereitstellung von Informationen zur sexuellen Gesundheit über Dating-Apps nicht nur das Bewusstsein schärft, sondern auch die Kontaktaufnahme mit Anbietern der Gesundheitsversorgung verbessert, einschließlich der Bereitschaft, Tests durchführen zu lassen und sogar präventive Mittel wie die Affenpocken-Impfung in Anspruch zu nehmen.
Zugegeben, Technik allein reicht nicht aus: Unter Jugendlichen könnte sie riskantes Verhalten sogar eher fördern als davon abzuschrecken. Heterosexuelle Frauen haben auch Schwierigkeiten beim Festlegen von Grenzen zum Ausdruck gebracht. Die beste Lösung muss also noch gefunden werden, aber der Bericht des ECDC betonte, dass heterosexuelle Europäerinnen ohne angemessene Intervention mehreren miteinander in Beziehung stehenden Herausforderungen für ihre Gesundheit gegenüberstehen.
Dieser Volltext ist leider reserviert für Angehöriger medizinischer Fachkreise
Sie haben die Maximalzahl an Artikeln für unregistrierte besucher erreicht
Kostenfreier Zugang Nur für Angehörige medizinischer Fachkreise