Gleiche Mortalität, weniger Rückfälle bei Hoch-Risiko-Endometriumkrebs nach adjuvanter Chemoradiotherapie

  • Michael Simm
  • Medizinische Nachrichten
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Kernbotschaft

Die meisten Frauen mit Hoch-Risiko-Endometriumkarziomen profitieren nicht davon, wenn nach der Operation die Nachbehandlung mit einer kombinierten Chemoradiotherapie erfolgt, statt mit der standardmäßigen Strahlentherapie.

Hintergrund

Frauen, die an einem Endometriumkarzinom, erkranken, haben mit einer 5-Jahres-Überlebensrate von 80 % eine vergleichsweise gute Prognose. Etwa 15 % von jährlich ca. 10.000 Betroffenen werden jedoch erst spät diagnostiziert, oder sie leiden an einem klarzelligen bzw. serösen Endometriumkarzinom, die beide unabhängig von der Tumorausbreitung ein hohes Mortalitätsrisiko mit sich bringen. Die Standardbehandlung für diese Patientinnen besteht aus einer Operation mit anschließender Strahlentherapie. Die Hoffnung, auf der die jetzt veröffentlichte PORTEC-3-Studie beruhte war, dass eine kombinierte Chemoradiotherapie gegenüber dem bisherigen Standard die Überlebensraten erhöhen könnte.

Design

Randomisierte, unverblindete Studie der Phase 3 mit 660 Frauen an 103 Zentren in 6 Ländern, die an einem Endometriumkarzinom mit hohem Risiko litten. Sie erhielten entweder eine reine Strahlentherapie mit einer Gesamtdosis von 48,6 Gy, fraktioniert in Einzeldosen von 1,8 Gy für jeweils 5 Tage / Woche (Kontrollgruppe), oder zusätzlich eine Platin-basierte Chemotherapie mit 2 Zyklen während der Strahlentherapie und 4 Zyklen danach (Interventionsgruppe).

Hauptergebnisse

  • Nach einem medianen Follow-Up von 60,2 Monaten betrug die 5-Jahres-Überlebensrate in der Interventionsgruppe 81,8 % gegenüber 76,7 % unter der Standardtherapie. Das adjustierte Chancenverhältnis lag bei 0,76 (95%-Konfidenzintervall 0,54 – 1,06), der Unterschied zwischen den beiden Gruppen war aber statistisch nicht signifikant (p=0,11).
  • Beim 5-Jahres-Überleben ohne Rückfälle erreichte die Interventionsgruppe 75,5 % gegenüber 68,6 % in der Standardtherapie – ein signifikanter Unterschied (p=0,022) bei einem Chancenverhältnis von 0,71 (95%-Konfidenzintervall 0,53 – 0,95).
  • Nebenwirkungen von Grad 3 oder schlimmer traten unter der Radiochemotherapie erheblich öfter auf (60% vs. 12%). Außerdem erlitten hier 20 Frauen (8%) persistierende Neuropathien von Grad 2 oder schlimmer, gegenüber nur einer Patientin unter alleiniger Strahlentherapie.

Klinische Bedeutung

Von den beiden primären Endpunkten der Studie wurde mit dem 5-Jahres-Überleben frei von Rückfällen nur einer erreicht. Der wiegt zum einen weniger als das Gesamtüberleben, und wurde zum anderen durch eine 5 Mal so hohe Rate an schweren Nebenwirkungen erkauft. Seit dem Beginn der Rekrutierung für PORTEC-3 wurden drei ähnliche Studien berichtet, von denen keine eine Überlegenheit der adjuvanten Chemoradiotherapie demonstrieren konnte. Dennoch ist es bemerkenswert, dass bei PORTEC-3 Patientinnen mit Tumoren im Stadium III und möglicherweise auch solche mit serösen Tumoren durchschnittlich stärker von der Kombination profitierten als die Gesamtpopulation. Deshalb sollten „gerade Patientinnen mit Tumoren des Stadiums III oder mit Tumoren des serösen Zelltyps über die möglichen Vorteile der Kombinationstherapie und die Risiken und Nebenwirkungen informiert werden, damit sie beides gegeneinander abwägen und eine individuelle Therapieentscheidung … treffen können“, kommentierte in einer Pressemitteilung Professor Stephanie E. Combs für die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie.

Finanzierung: Niederländische Krebsgesellschaft, Cancer Research UK, National Health and Medical Research Council Project Grant, Cancer Australia, L'Agenzia Italiana del Farmaco, Canadian Cancer Society Research Institute.