Gicht-Mittel für die kardiovaskuläre Sekundärprävention ohne Nutzen
- Dr. med. Thomas Kron
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaften
Das Gicht-Medikament Allopurinol hat in der kontrollierten Studie ALL-HEART-bei Patienten mit ischämischer Herzkrankheit den primären kombinierten Endpunkt (nicht tödlicher Myokardinfarkt, nicht tödlicher Schlaganfall oder kardiovaskulärer Tod) nicht reduziert. Dies geht aus aktuellen Ergebnissen hervor, die auf dem Kongress der europäischen Kardiologen-Gesellschaft in Barcelona vorgestellt wurden.
Hinweise auf antiischämische Wirkung
Frühere Studien haben schlussfolgern lassen, dass der Harnsäure-Senker auch einen kardiovaskulären Nutzen haben könnte. So erhöhte Allopurinol bei Patienten mit Angina pectoris und koronarer Herzkrankheit die Belastungszeit und verringerte die Schmerzen, was auf eine antiischämische Wirkung hinwies. In der ALL-HEART-Studie wurde nun untersucht, ob eine Allopurinol-Therapie die wichtigsten kardiovaskulären Endpunkte bei Patienten mit ischämischer Herzerkrankung positiv beeinflusst. An der Studie nahmen Patienten im Alter von 60 Jahren oder älter mit KHK, aber ohne Gicht teil. Die Patienten wurden im Verhältnis 1:1 randomisiert und erhielten entweder Allopurinol in einer Dosierung von 600 mg täglich plus die übliche Behandlung oder die übliche Behandlung allein. Das Durchschnittsalter lag bei 72 Jahren, drei Viertel der Teilnehmer waren Männer. Der primäre Endpunkt war eine Kombination aus nicht tödlichem Myokardinfarkt, nicht tödlichem Schlaganfall oder kardiovaskulärem Tod. Zu den sekundären Endpunkten zählten zum Beispiel: nicht tödlicher Myokardinfarkt, nicht tödlicher Schlaganfall, kardiovaskulärer Tod, Gesamtmortalität und Krankenhausaufenthalt wegen akutem Koronarsyndrom (ACS).
Die modifizierte Intention-to-Treat-Analyse umfasste 5721 randomisierte Patienten, 2853 in die Allopurinol-Gruppe und 2868 in der Vergleichs-Gruppe. Die durchschnittliche Nachbeobachtungszeit betrug knapp fünf Jahre. Fast einer von zehn Allopurinol-Patienten brach die Studie ab (im Vergleich zu 2,6 % der Patienten in der Vergleichs-Gruppe); 57,4 Prozent der Allopurinol-Patienten setzten ihr Studienmedikament vorzeitig ab.
Keine signifikanten Unterschiede
Beim primären Endpunkt gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Studien-Gruppen (11,0 % in der Allopurinol-Gruppe versus 11,3 % in der Vergleichs-Gruppe). Die Berechnungen ergaben eine Hazard Ratio (HR) von 1,04 (95 % CI 0,89-1,21, p=0,65). Auch bei den sekundären Endpunkten gab es keine signifikanten Unterschiede. Insgesamt starben 288 (10,1 %) Patienten in der Allopurinol-Gruppe, in der Vergleichs-Gruppe waren es 303 (10,6 %) Patienten (HR 1,02, 95% CI 0,87-1,20, p=0,77).
Studienleiterin Professor Isla Mackenzie von der Universität von Dundee (Schottland): „Die ALL-HEART-Studie hat gezeigt, dass eine Allopurinol-Therapie die wichtigsten kardiovaskulären Ergebnisse bei Patienten mit ischämischer Herzerkrankung nicht verbessert. Allopurinol wird bereits in großem Umfang bei Gicht-Patienten eingesetzt, um akute Schübe zu verhindern, und viele dieser Patienten haben auch eine ischämische Herzerkrankung. Die Frage, ob Allopurinol kardiovaskuläre Ereignisse bei Menschen mit Herzerkrankungen, aber ohne Gicht, verhindern kann, stellt sich schon seit vielen Jahren; wir freuen uns, dass wir diese Frage nun in einer soliden Studie für Patienten und Ärzte endgültig beantworten können.“
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