Gezielte Wechselstrom-Stimulation des Cortex kann das Gedächtnis älterer Menschen verbessern
- Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Die orts- und frequenzspezifische Stimulation des Gehirns mit Schwachstrom für jeweils 20 Minuten an 4 aufeinander folgenden Tagen resultierte bei gesunden Probanden über 65 Jahren in einer signifikanten Verbesserung des Arbeits- und Langzeitgedächtnisses, die über einen Monat anhielt.
Hintergrund
Um das Gedächtnis bei älteren Menschen zu erhalten oder zu verbessern, könnten außer Veränderungen des Lebensstils und spezifischen Medikamenten womöglich auch Verfahren wie die Neurostimulation einen Beitrag leisten. Welche Art von Reizen und Stimulationsparametern an welchen Loci dabei besonders erfolgversprechend sind, kann derzeit aber noch kaum abgeschätzt werden, sodass man bei Studien mit Menschen auf eine Kombination von theoretischen Überlegungen, wenigen tierexperimentellen Daten und Ausprobieren angewiesen ist.
Design
Ausgangspunkt der Forscher waren Spekulationen, dass die rhythmische Aktivität der Theta- und Gamma-Wellen des Gehirns sowohl zum Arbeitsgedächtnis als auch zum Langzeitgedächtnis beitragen. Aufgrund der Datenlage entschlossen sie sich zur Modulation der Theta-Rhythmen des unteren Parietallappens zur Verbesserung des verbalen Arbeitsgedächtnisses mit 4 Hz, und zur Modulation der Gamma-Rhythmen im dorsolateralen präfrontalen Cortex mit 60 Hz mittels transkranieller Wechselstromstimulation. Die Neurostimulation wurde bei 8 Gruppen von Personen im Alter zwischen 65 und 88 Jahren unter doppel-blinden Bedingungen und kontrolliert für jeweils 20 Minuten täglich an 4 aufeinander folgenden Tagen durchgeführt. Die Gedächtnisleistung wurde bis zu einem Monat nach der Intervention gemessen anhand der Fähigkeit, eine Liste von 20 Worten zu erinnern.
Ergebnisse
- Das Arbeitsgedächtnis wurde durch die Modulation synchroner niedriger (aber nicht hoher) Frequenzen im Parietallappen gestärkt. Dieser Effekt war noch 3 und 4 Tage, sowie 1 Monat nach der Intervention nachweisbar.
- Das Langzeitgedächtnis wurde gestärkt durch die Modulation synchroner hoher (aber nicht niedriger) Frequenzen im präfrontalen Cortex – ein Effekt, der 2 – 4 Tage, sowie einen Monat nach der Intervention nachweisbar war.
- Die Rate, mit der sich das Gedächtnis bis zum Tag 4 verbesserte, war prädiktiv für die Größe des Gedächtnisgewinns nach einem Monat.
Klinische Bedeutung
Die Plastizität des alternden Gehirns kann selektiv und nachhaltig ausgenutzt werden, um mittels einer repetitiven und hochgradig fokussierten Neuromodulation Arbeits- und Langzeitgedächtnis zu stärken, schreiben die Studienautoren.
Finanzierung: National Institutes of Health.
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