Gesundheitsbewusste Krankenschwestern leiden seltener an Long COVID

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Frauen im mittleren Alter, die ausweislich ihres Gewichts, Raucherstatus, Alkoholkonsum, Ernährungsverhaltens, Bewegung- und Schlafdauer ein „gesundes“ Leben führten, hatten in einer Assoziationsstudie dosisabhängig ein niedrigeres Risiko, nach einer SARS-CoV-2-Infektion an Long COVID zu erkranken. Waren 5 – 6 dieser Faktoren präsent, so war das Long-COVID-Risiko nur halb so groß wie bei durchgehend ungesundem Verhalten.

Hintergrund

Als „Long COVID“ – und im englischen Sprachgebrauch neuerdings „Post-COVID-19 condition“ (PCC) wird das Anhalten von COVID-19-Symptomen über mindestens 4 Wochen nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 definiert. Die Prävalenz des PCC wird auf 20 – 40 % geschätzt und erreicht bei Ungeimpften 50 – 70 %. Ob es modifizierbare Risikofaktoren gibt, ist bisher weitgehend ungeklärt.

Design

Retrospektive Kohortenstudie mit 32249 Teilnehmerinnen der Nurses´ Health Study II, die per Fragebogen in den Jahren 2015 und 2017 Auskunft über ihren Lebensstil gegeben hatten. Das Vorliegen einer SARS-CoV-2-Infektion wurde per Test bestätigt, die Angaben zum Vorliegen einer PCC stammen aus 7 regelmäßigen Befragungen zwischen April 2020 und November 2021. Gemessen wurde das relative Risiko RR für eine PCC beim Vorliegen von bis zu 6 Indikatoren für einen gesunden Lebensstil: BMI < 25, Niemalsraucher, ≤ 150 min körperliche Aktivität / Woche, moderater Alkoholkonsum von 5 – 15 g / Tag, obere 40 % beim Alternate Healthy Eating Index, und 7 – 9 Stunden Schlaf / Tag.

Ergebnisse

  • Im 19-monatigen Follow-Up hatten 1981 Frauen einen positiven SARS-CoV-2-Test. Deren Durchschnittsalter betrug 64,7 Jahre, 42,8 % waren noch im Gesundheitswesen aktiv.
  • 871 Frauen (44,0 %) entwickelten eine PCC. Ein gesunder Lebensstil war Dosis-abhängig mit einem niedrigeren Risiko dafür assoziiert.
  • Im Vergleich zu Frauen ohne einen einzigen gesunden Lebensstil-Faktor hatten jene mit 5 – 6 Faktoren ein um 49 % niedrigeres Risiko (RR 0,51; 95%-Konfidenzintervall 0,33 – 0,78) für eine PCC.
  • Nach umfassender Adjustierung waren der BMI mit einem RR von 0,85 (95%-KI 0,73 – 1,00; P = 0,46) und der Schlaf mit einem RR von 0,83 (95%-KI 0,72 – 0,95; P = 0,008) unabhängig mit PCC adjustiert (verglichen wurde jeweils der Normalbereich mit allen anderen Bereichen).

Klinische Bedeutung

Die Autoren rechnen vor, dass unter der Annahme einer kausalen Assoziation 36 % der PCC-Fälle hätten verhindert werden können, wenn alle Teilnehmer 5 – 6 gesunde Lebensstilfaktoren gehabt hätten. Selbst in dieser - mutmaßlich besonders gesundheitsbewussten - Population weiblicher Krankenschwestern erfüllten jedoch weniger als 10 % dieses Kriterium.

Finanzierung: Hauptsächlich NIH National Institute of Child Health and Human Development.