Frauen mit Brustkrebs haben ein erhöhtes Risiko, innerhalb von 10 Jahren erneut an Krebs zu erkranken

  • Nikolov I & al.
  • Breast Cancer Res Treat

  • Petra Kittner
  • Clinical Summary
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Erkenntnis

  • Innerhalb von 10 Jahren nach einer Brustkrebsdiagnose besteht für Frauen ein erhöhtes Risiko, eine weitere Krebserkrankung zu entwickeln. Dies ergab eine Real-World-Studie mit rund 42.000 Frauen mit und ohne Brustkrebs aus mehr als 1.000 Allgemeinpraxen in Deutschland.
  • Die häufigsten sekundären Krebserkrankungen betrafen die Atemwege.

Warum das wichtig ist

  • Die Autoren empfehlen Hausärzten und Fachärzten, bei Frauen mit der Diagnose Brustkrebs auf Krebserkrankungen der Atemwege und andere Krebsarten zu achten. Der größte Verdacht sollte bei Brustkrebs bestehen, der auf eine genetische Mutation zurückzuführen ist.
  • Der Ursprung der sekundären Krebserkrankung wurde nicht untersucht. In den meisten Fällen könnte es sich um eine Nebenwirkung der Krebsbehandlung für den Index-Brustkrebs handeln oder das Ergebnis einer gemeinsamen Ätiologie sein, z. B. von mutierten BRCA1- oder BRCA2-Genen, die für 5-10% aller Brustkrebsfälle verantwortlich sind.

Studiendesign

  • Eine retrospektive Kohortenstudie zu 21.124 Frauen mit Brustkrebs, die in 1.274 Allgemeinarztpraxen in Deutschland dokumentiert und in der Disease Analyzer Datenbank (IQVIA) erfasst wurden. IQVIA repräsentiert 3% aller Allgemeinarztpraxen in Deutschland.
  • Die 21.124 Frauen mit Brustkrebs (diagnostiziert zwischen Januar 2000 und Dezember 2018) wurden mit 21.124 Frauen ohne Brustkrebs abgeglichen und mindestens 12 Monate lang beobachtet.
  • Der Abgleich erfolgte auf der Grundlage des Alters, des Indexjahres, der jährlichen Konsultationshäufigkeit und der Begleitdiagnosen, von denen Diabetes, Adipositas, Schilddrüsenerkrankungen, Lebererkrankungen sowie Erkrankungen der Speiseröhre, des Magens und des Zwölffingerdarms die häufigsten waren. Diese Komorbiditäten wurden ausgewählt, weil sie mit Krebs in Verbindung gebracht werden können.
  • Primärer Studienendpunkt war die Gesamthäufigkeit von Krebserkrankungen (außer Brustkrebs und Metastasen).
  • Finanzierung: keine.

Wesentliche Ergebnisse

  • Innerhalb von 10 Jahren nach der ersten Brustkrebsdiagnose wurde bei 14,3% der Frauen mit Brustkrebs und bei 10,0% der Teilnehmerinnen ohne Brustkrebs erneut Krebs diagnostiziert (p<0,001). Die Hazard Ratio (HR) betrug 1,42 (p<0,001), was einem Anstieg von 42% bei Brustkrebsfällen gegenüber Nicht-Brustkrebsfällen entspricht.
  • Im Einzelnen wurden vermehrte Krebserkrankungen in den folgenden Bereichen diagnostiziert:
    • Atmungsorgane (HR 1,69; p<0,001).
    • Weibliche Genitalorgane (HR 1,61; p<0,001).
    • Lymphatisches und hämatopoetisches Gewebe (HR 1,59; p<0,001).
    • Haut (HR 1,27; p<0,001).
    • Verdauungsorgane (HR 1,20; p=0,013).
  • Im Bereich der Harnwege wurde keine erhöhte Krebsrate festgestellt (HR 1,04; p=0,779).

Stärken der Studie

  • Die große Anzahl von Frauen und Allgemeinpraxen, die für die Analyse zur Verfügung stand.
  • Die Dauer der Nachbeobachtung.
  • Der Zugriff auf Real-World-Daten.

Schwächen der Studie

  • Beobachtungsdesign.
  • Es waren keine Patientinnen aus gynäkologischen Praxen, Facharztpraxen oder Krankenhäusern eingeschlossen.
  • Es lagen keine Daten zu Tumorstadium, Hormonrezeptorstatus, Chemo- oder Strahlentherapie vor.
  • Es waren keine sozioökonomischen Daten oder lebensstilbezogene Risikofaktoren verfügbar.
  • Brustkrebsmetastasen konnten nicht ausgeschlossen werden.