Fortschritt beim Magenkarzinom durch perioperatives FLOT-Regime

  • Michael Simm
  • Medizinische Nachrichten
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Kernbotschaft

Eine deutsche Studie könnte dazu beitragen, eine perioperative Chemotherapie nach dem FLOT-Regime als neuen Standard beim lokal fortgeschrittenen Magenkarzinom zu etablieren.

Hintergrund

Eine Docetaxel-basierte Chemotherapie hat sich bei metastasierten Magen- und Adenokarzinomen des gastroösophagealen Übergangs als wirksam erwiesen. Hier wurden zwei Alternativen für die perioperative Therapie bei Patienten mit lokal fortgeschrittenen, resektierbaren Tumoren miteinander verglichen

Design

Kontrollierte, offene Studie der Phase 2/3 mit 716 Patienten mit histologisch bestätigten, fortgeschrittenen Tumoren der klinischen Stadiums cT2 oder höher oder mit Lymphknotenbefall (cN+), oder beidem, aber ohne Hinweise auf Fernmetastasen.

Die Kontrollgruppe erhielt 3 präoperative und 3 postoperative dreiwöchige Zyklen von 50 mg/m2 Epirubicin und 60 mg/m2 Cisplatin an Tag 1, und entweder 200 mg/m2 Fluorouracil als Dauerinfusion oder 1250 mg/m2 Capecitabin oral an Tag 1 – 21 (ECF/ECX-Gruppe).

Die experimentelle Gruppe erhielt 4 präoperative und 4 postoperative zweiwöchige Zyklen mit 50 mg/m2 Docetaxel, 85 mg/m2 Oxiplatin und 200 mg/m2 Leucovorin, sowie 2600 mg/m2 Fluorouracil als 24-Stundeninfusion an Tag 1 (FLOT-Gruppe).

Hauptergebnisse

  • Beim primärem Studienziel, dem Gesamtüberleben war die FLOT-Gruppe überlegen. Das Chancenverhältnis HR gegenüber der ECF/ECX-Gruppe betrug 0,77 bei einem 95%-Konfidenzintervall von 0,63 – 0,94.
  • Die mediane Überlebenszeit in der FLOT-Gruppe betrug 50 Monate gegenüber 35 Monaten in der Kontrollgruppe.
  • Schwere Nebenwirkungen im Zusammenhang mit der Therapie waren in beiden Gruppen mit jeweils 27 % gleich häufig, und in beiden Gruppen forderte die Toxizität jeweils 2 Todesfälle (< 1%). Auch bei den Krankhauseinweisungen wegen Toxizität gab es fast keinen Unterschied mit 26 % in der Kontrollgruppe und 25 unter FLOT.

Klinische Bedeutung

Die Ergebnisse der Studie sind so eindeutig, dass die beiden Kommentatoren Yoon-Koo Kang und Hyungwoo Cho (University of Ulsan College of Medicine, Seoul) die Frage stellen, ob dadurch die perioperative Gabe von FLOT als neuer Behandlungsstandard etabliert werde. Die Antwort lautet, dass man mit sich mit der deutschen Studiengruppe einig sei, FLOT als perioperative Chemotherapie in Europa empfehlen zu sollen. Ob dies auch für Asien gelte mit einer Bevölkerung, die gegenüber der Suppression des Knochenmarks vulnerabler ist, müssten weitere Studien beantworten. Da das 5-Jahres-Überleben in dieser Indikation noch immer unter 50 % liegt, sollten außerdem weitere Ansätze wie eine perioperative Strahlentherapie und/oder die Kombination der (konventionellen) Chemotherapie mit Checkpoint-Inhibitoren geprüft werden.

Finanzierung: Deutsche Krebshilfe, Sanofi-Aventis, Chugai, und Stiftung Leben mit Krebs.