Fluorchinolone erhöhen Risiko für Herzklappeninsuffizienz

  • Andrea Hertlein
  • Medizinische Nachrichten
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Kernbotschaft

Die Einnahme von Antibiotika aus der Gruppe der Fluorchinolone erhöht vermutlich das Risiko für die Entwicklung einer Aorten- und Mitralinsuffizienz. Zu diesem Schluss kommen kanadische Forscher, deren Ergebnisse jüngst im Journal of the American College of Cardiology publiziert wurden.

Regurgitations-Risiko um das 2,4-fache erhöht

Die Gefahr,dass sich bei Patienten, die Fluorchinolon-Antibiotika wie Ceprofloaxin oder Levofloaxin einnehmen, Herzklappenfehler einstellen, die den venösen Blutfluss (Regurgitation) beeinträchtigen, sei nach nach den Studienergebnissen 2,4 Mal höher verglichen mit Patienten, die Amoxicillin oder Azithromycin verwendet hatten. Dabei war das Risiko während der Antibiotika-Einnahme am höchsten, berichten die Wissenschaftler von der University of British Columbia. Bei einigen Patienten zeigte sich allerdings ein verzögerter Effekt, der einen Zeitraum von 30 Tagen nach Einnahme umfasste. Lag der Zeitpunkt der Gabe von Fluorchinolon-Antibiotika weiter zurück, konnte kein Risiko mehr festgestellt werden.

Die Studie basiert auf Daten der US-Lebensmittelüberwachungs- und Arzneimittelbehörde Food and Drug Administration, die für die Zulassung von Medikamenten zuständig ist. Auch haben die kanadischen Forscher 12.505 Fälle und 125.020 Kontrollen aus einer Stichprobe von mehr als 9 Millionen Menschen von US-Krankenversicherungen herangezogen.

Unangemessene Verschreibung

Wegen ihres breiten Wirkspektrums wurden Fluorchinolone lange Zeit gerne zur Behandlung einer Vielzahl bakterieller Infektionen eingesetzt. „In den meisten Fällen werden sie aber nicht wirklich benötigt. Die unangemessene Verschreibung kann sowohl Antibiotikaresistenzen als auch schwerwiegende Herzprobleme verursachen“, betont Studienautor Professor Dr. Mahyar Etminan. Deshalb sei es ratsam, Antibiotika in Betracht zu ziehen, die sich chemisch von Fluorchinolonen unterscheiden, wenn Patienten mit einer Vorgeschichte hinsichtlich einer Herzklappeninsuffizienz eine antibakterielle Therapie benötigen", schreiben Etminan und Kollegen. Zukünftige Studien seien jedoch dringend erforderlich, um diese Ergebnisse zu bestätigen oder zu widerlegen.

Fluorchinolone stehen schon länger in der Kritik. Sie können – wenn auch nur in seltenen Fällen – zu lang anhaltenden und die Lebensqualität einschränkenden Nebenwirkungen führen. Meist betreffen diese die Muskeln, Sehnen, Knochen oder das Nervensystem. Daraufhin hat die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) bereits Ende 2018 Anwendungseinschränkungen für systemisch und inhalativ angewandte Fluorchinolone empfohlen. Fluorchinolone sollen nur noch bei schweren Infektionen verschrieben werden, für die keine anderen Medikamente zur Verfügung stehen.

Finanzierung: Therapeutic Evaluation Unit of the British Columbia Provincial Health Services Authority