Fast durchgehend erhöhtes Risiko für schwere Atemwegsinfektionen mit steigendem BMI

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Die Auswertung der Daten von fast einer halben Million Teilnehmern der UK Biobank quantifiziert das Risiko für Krankenhauseinweisungen und Todesfälle durch Atemwegsinfektionen in Abhängigkeit vom BMI. Für COVID-19 ist das Risiko bei einem Zuwachs von 10 BMI-Punkten mehr als verdoppelt, für Infektionen der unteren Atemwege um ca. 75 % erhöht, und bei den Infektionen der oberen Atemwege um ca. 40 %.

Hintergrund

Übergewicht ist ein etablierter Risikofaktor für mehrere nicht übertragbare Krankheiten und ist zudem assoziiert mit schweren Verläufen von COVID-19. Der Zusammenhang mit anderen schweren Infektionen der Atemwege ist jedoch unklar.

Design

Auswertung der Daten von 476.176 Individuen aus der britischen Allgemeinbevölkerung (medianes Alter ca. 58 Jahre, 54 % weiblich, durchschnittlicher BMI 27,4) anhand der UK Biobank und Vernetzung mit nationalen elektronischen Krankenakten. Die Basisuntersuchungen fanden in den Jahren 2006 – 2010 statt, die Nachverfolgung reichte bis zum Februar 2021. Ausgeschlossen waren Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen und vorherigen Klinikeinweisungen wegen infektiösen Atemwegserkrankungen. Als Referenz diente die Gruppe mit einem BMI zwischen 25 und 29,9. Die Chancenverhältnisse HR wurden adjustiert für Alter, Geschlecht, Region, ethnische Zugehörigkeit, Unterprivilegiertheit, Ausbildung, Rauchen und Alkoholkonsum.

Ergebnisse

  • Bei einer durchschnittlichen Nachverfolgungszeit von 11,8 Jahren wurden 20302 Teilnehmer wegen einer schweren Atemwegsinfektion hospitalisiert oder verstarben daran. Die vollständig adjustierten HR mit 95%-Konfidenzintervallen betrugen, geordnet nach aufsteigendem BMI für
  • COVID-19:
    • 14 – 24,9: 0,62 (0,54 – 0,71)
    • 25 – 29,9: 1,00 (0,95 – 1,05)
    • 30 – 34,9: 1,40 (1,26 – 1,55)
    • 35 – 60: 2,38 (2,07 – 2,74)
  • Infektionen der unteren Atemwege:
    • 14 – 24,9: 1,02 (0,99 – 1,05)
    • 25 – 29,9: 1,00 (0,98 – 1,02)
    • 30 – 34,9: 1,31 (1,27 – 1,35)
    • 35 – 60: 1,91 (1,83 – 2,00)
  • Infektionen der oberen Atemwege, nach BMI:
    • 14 – 24,9: 0,79 (0,72 – 0,88)
    • 25 – 29,9: 1,00 (0,93 – 1,08)
    • 30 – 34,9: 1,10 (0,98 – 1,23)
    • 35 – 60: 1,40 (1,20 – 1,64)
  • Für eine Zunahmen des BMI um jeweils 10 Punkte ergab sich für die verschiedenen Infektionen ein HR von 2,26 (COVID-19), 1,74 (untere Atemwege) und 1,37 (obere Atemwege).

Klinische Bedeutung

Die Studie bestätigt die Assoziation zwischen einem höheren BMI und einem größeren Risiko für Krankhauseinweisungen und Todesfälle durch COVID-19 und untere Atemwegsinfektionen, sowie für Infektionen der oberen Atemwege ab einem BMI von 25. Der Befund einiger früherer Studien, wonach ein höherer BMI mit einem niedrigeren Risiko für Infektionen der unteren Atemwege verbunden ist, konnte hier nicht bestätigt werden. Als Schwächen ihrer Studie benennen die Autoren die Tatsache, dass die UK Biobank nicht repräsentativ für die Allgemeinbevölkerung ist, und dass wegen zu geringer Fallzahlen Untergewichtige und Menschen mit gesundem Gewicht nicht unterschieden werden konnten.

Finanzierung: UK Biobank Resource, Medical Research Council, British Heart Foundation.