Fall-Kontroll-Studie belegt: Keine Überlastung des Immunsystems durch Vielzahl an Impfungen
- Andrea Hertlein
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaft
Impfungen in den ersten beiden Lebensjahren führen nicht zu einem Anstieg von Infektionen, die durch andere Krankheitserreger ausgelöst wurden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Fall-Kontroll-Studie vom Institute for Health Research in Colorado/USA.
Hintergrund
Die Angst vor einer Überlastung des Immunsystems hält immer mehr Eltern davon ab, ihre Kinder frühzeitig und vollständig impfen zu lassen. Auch wenn Säuglinge und Kleinkinder heutzutage gegen mehr Krankheiten geimpft werden als früher, hat sich dennoch die Zahl der dabei übertragenen Antigene im Impfstoff deutlich verringert. So setzt sich, laut Robert Koch-Institut, das kindliche Immunsystem tagtäglich mit einer vielfach größeren Menge von Antigenen auseinander, als dies bei Impfungen der Fall ist.
Design
Die Fall-Kontroll-Studie basiert auf Daten von Kindern im Alter von 24 bis 47 Monaten, die aufgrund einer nicht durch die Impfung abgedeckten Infektion stationär oder notfallmäßig behandelt wurden. Die Studienautoren verglichen diese Fälle mit nicht-behandelten Kindern (Kontroll-Kinder) gleichen Alters und Geschlechts, die ebenfalls Ähnlichkeiten in Art und Ausprägung chronischer Krankheiten aufwiesen.
Hauptergebnisse
In die Auswertung einbezogen wurden insgesamt 944 Kinder, davon 193 Fall- und 751 Kontroll-Kinder im Alter von durchschnittlich 32,5 Monaten. Bei den Fall-Kindern wurden folgende Infektionen behandelt: Infektionen der oberen Atemwege (58 Prozent), der unteren Atemwege (21,8 Prozent), gastrointestinale (9,3 Prozent) Erkrankungen sowie andere bakterielle und virale Infektionen (10,9 Prozent).
In den ersten 23 Monaten betrug die geschätzte mittlere kumulative Impfstoffantigen-Exposition 240,6 für die Kinder der Fallgruppe und 242,9 für die Kontroll-Kinder. Der Unterschied zwischen beiden Gruppen hinsichtlich der verabreichten Antigendosis war nicht signifikant. Auch das Risiko für nicht-impfpräventable Infektionen unterschied sich in beiden Studiengruppen nicht voneinander (Odds Ratio: 0,94) und war demzufolge durch die Impfungen weder erhöht noch verringert.
Klinische Bedeutung
Wegen der besonderen Gefährdung durch Infektionserkrankungen in der frühen Kindheit empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) Impfungen für Säuglinge entsprechend des aktuellen Impfkalenders durchzuführen, der jährlich im Epidemiologischen Bulletin des Robert Koch-Instituts veröffentlicht wird. Dazu gehören die 6-fach-Impfung gegen Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Haemophilus influenzae Typ b, Poliomyelitis und Hepatitis B sowie die Impfungen gegen Rotaviren und Pneumokokken. Ab einem Alter von 11 Monaten werden zudem Impfungen gegen Masern-Mumps-Röteln und Windpocken sowie Meningokokken der Serogruppe C empfohlen.
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