Expertenrat der Bundesregierung fordert mehr Unterstützung für Patienten mit Long- und Post-COVID
- Andrea Hertlein
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaften
Einige Kliniken bieten inzwischen Long/Post-COVID-Ambulanzen oder Rehabilitationsprogramme an. Das Versorgungsangebot sei jedoch angesichts der steigenden Zahl an Patientinnen und Patienten bei Weitem nicht ausreichend, mahnt der COVID-Expertenrat der Bundesregierung in einer aktuellen Stellungnahme. Ein Maßnahmenpaket soll helfen, Betroffene aller Altersgruppen mit Folgeerkrankungen durch SARS-CoV2 besser zu unterstützen und die Forschung zu Long/Post-COVID voranzutreiben.
Studien zeigen, dass eine Mehrheit der Patienten mit schwerem, intensivpflichtigem COVID-19 Verlauf Langzeitkomplikationen entwickelt, während nach einer milden Infektion etwa 10 Prozent der Betroffenen die Kriterien für Post-COVID erfüllen. Auch Kinder und Jugendliche können von Long/Post-COVID betroffen sein, heißt es in der Stellungnahme. Junge Kinder erkranken dabei deutlich seltener an Long/Post-COVID als Jugendliche. Allerdings seien Einschätzungen zur Krankheitslast durch Long/Post-COVID in den pädiatrischen Altersgruppen aufgrund der aktuell verfügbaren Studiendaten noch schwierig.
Expertenrat legt Liste notwendiger Maßnahmen vor
Konkret fordert der Expertenrat aus 19 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Etablierung flächendeckender und interdisziplinärer Versorgungsstrukturen. Dazu gehören unter anderem Netzwerke geschulter niedergelassener Haus- sowie Kinder- und Jugendärzte, Kompetenzzentren, Spezialambulanzen und Rehabilitationskliniken. Darüber hinaus sollen laut Stellungnahme ambulante und stationäre Strukturen an Kliniken zur Bündelung der Fachexpertise und Verbesserung des Behandlungsangebots für Betroffene aufgebaut und refinanziert werden.
Ausweitung der Forschung und mehr Aufklärung notwendig
Der Expertenrat empfiehlt außerdem eine engere Verzahnung von ambulanten und klinischen Versorgungsstrukturen sowie eine transparente Ausweisung entsprechender medizinischer Anlaufstellen, beispielsweise auf der Website des RKI, der Kassenärztlichen Vereinigungen und Ärztekammern. Einen weiteren Schwerpunkt legt der Expertenrat auf die Ausweitung und Förderung der Forschung zu Post-COVID und die Etablierung von Zentren für klinische Studien zur Prüfung von bereits zugelassenen (drug re-purposing) und neuen Medikamenten sowie neuen Behandlungsverfahren.
Zu den Forderungen zählen außerdem Aufklärungskampagnen für die Bevölkerung sowie Fortbildungsprogramme für alle Akteure im Gesundheitswesen sowie für versorgungsrelevante Berufsgruppen (z.B. LehrerInnen, JuristInnen). Dies sollte laut Expertenrat durch eine ansprechende und intensivierte Impfkampagne begleitet werden.
Langfristige Belastung der Gesellschaft
Long/Post-COVID wird mit hoher Wahrscheinlichkeit eine langfristige Belastung der Gesellschaft sowie des Gesundheits- und Sozialversicherungssystems darstellen, betonte der Expertenrat. Vor der Pandemie wurde für Deutschland mit etwa 250.000 Betroffenen mit Myalgischer Encephalomyelitis/Chronischem Fatigue-Syndrom (ME/CFS) gerechnet, darunter etwa 40.000 Kinder und Jugendliche. Studien weisen auf Überschneidungen zwischen Post-COVID und ME/CF) hin. Die Zahl der Betroffenen wird laut Expertenrat in Folge der SARS-CoV2-Pandemie deutlich ansteigen.
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