Expertengremium unterbreitet schwache Empfehlung für medizinisches Cannabis bei chronischen Schmerzen, falls Standardbehandlung fehlschlägt

  • Busse JW & al.
  • BMJ

  • Univadis
  • Clinical Summary
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Erkenntnis

  • Falls eine Standardbehandlung bei erwachsenen und pädiatrischen Patienten mit chronischen krebsbedingten oder nicht-krebsbedingten Schmerzen keine Linderung verschafft, können Ärzte in Erwägung ziehen, zusätzlich zur Standardversorgung und -behandlung versuchsweise nicht per Inhalation verabreichtes medizinisches Cannabis oder Cannabinoide zu geben, so eine neue Leitlinie, die von einem internationalen Gremium von Fachärzten und Patienten mit chronischen Schmerzen erstellt wurde.

Warum das wichtig ist

  • Obwohl das Gremium die Empfehlung aufgrund der nur mäßig vorliegenden Beweise für klinisch relevante Vorteile bei einigen Patienten als „schwach“ eingestuft hat, argumentieren die Autoren und ein Editorial, dass die Leitlinie erforderlich ist, um das Ungleichgewicht zwischen einer weltweiten Ausweitung der Legalisierung von medizinischem Cannabis sowie der steigenden Nachfrage seitens der Patienten bei widersprüchlichen Leitlinien von Gruppen wie der American Society of Clinical Oncology und dem National Institute for Health Care Excellence auszugleichen.

Wichtigste Punkte

  • Therapieversuche sollten mit niedrig dosierten, nicht per Inhalation verabreichten Cannabidiol (CBD)-Produkten beginnen, wobei die Dosis und die Tetrahydrocannabinol (THC)-Konzentration je nach klinischem Ansprechen und Verträglichkeit allmählich erhöht werden sollte.
  • Falls das Ansprechen unbefriedigend ist, können Ärzte in Erwägung ziehen, 1–2,5 mg THC pro Tag zusätzlich zu verabreichen und die Dosis alle 2–7 Tage um 1–2,5 mg auf maximal 40 mg/Tag zu erhöhen.
  • Bei jüngeren oder jugendlichen Patienten sollten Präparate bevorzugt werden, die überwiegend CBD beinhalten, da die Wirkung von THC auf die neurokognitive Entwicklung ungewiss ist.
  • Nach Einleitung eines Therapieversuchs mit medizinischem Cannabis sollten unerfahrene Cannabiskonsumenten mindestens einmal jeden Monat beurteilt werden, bis eine stabile Dosis erreicht ist; bei erfahrenen Konsumenten kann die Beurteilung nach 3 Monaten stattfinden.
  • Die Empfehlungen gelten nicht für die Formen von Cannabis, die per Inhalation konsumiert werden.
  • Schwindel ist das am häufigsten auftretende, nicht schwerwiegende unerwünschte Ereignis bei einer medizinischen Cannabisbehandlung.
  • Vom Cannabisgebrauch durch schwangere Frauen oder Frauen, die eine Schwangerschaft in Erwägung ziehen, sowie stillenden Frauen sollte abgeraten werden.