ESC 2022 – Ein Bruchteil von Muskelsymptomen ist auf eine Statintherapie zurückzuführen
- Univadis
- Conference Report
Erkenntnis
- Die Zusammenarbeit der Studienärzte für Cholesterinbehandlungen (Cholesterol Treatment Trialists, kurz CTT) hat ergeben, dass eine Statinbehandlung mit niedriger/mittlerer Intensität mit einem geringen Anstieg des Risikos für Muskelsymptome verbunden ist, wobei das Risiko nur im ersten Jahr nach Beginn der Therapie höher ist.
Warum das wichtig ist
- Statine reduzieren die Inzidenz von Myokardinfarkten und ischämischen Schlaganfällen.
- Statinassoziierte Muskelsymptome (SAMS) wie leichte Muskelschmerzen werden häufig berichtet, obwohl sie keine Muskelschäden verursachen.
- Sowohl Patienten als auch Ärzte machen sich Sorgen über Muskelsymptome, hauptsächlich aufgrund der Evidenzlage aus nicht randomisierten Studien.
Studiendesign
- Es wurde eine Metaanalyse von 23 doppelblinden Studien durchgeführt.
- Alle Studien umfassten ≥ 1000 Patienten und eine geplante Behandlung von ≥ 2 Jahren.
- Daten zu unerwünschten Ereignissen wurden für alle Teilnehmer aus 19 Studien erfasst, in denen die Wirkung des Statins mit derjenigen eines Placebos verglichen wurde (n = 123.940), sowie aus 4 Studien, in denen eine intensivere mit einer weniger intensiven Statinbehandlung verglichen wurde (n = 30.724).
- Finanzierung: British Heart Foundation, Medical Research Council sowie National Health and Medical Research Council aus Australien.
Hauptergebnisse
- Der erste Bericht über Muskelschmerzen oder -schwäche war in der Statingruppe etwas höher als in der Placebogruppe (Ratenverhältnis [RR]: 1,03; 95%-KI: 1,01–1,06).
- Im Jahr 1 gab es einen relativen Anstieg von 7 % bei den ersten Berichten über Muskelschmerzen oder -schwäche in der Statin- gegenüber der Placebogruppe (RR: 1,07; 95%-KI: 1,04–1,10), mit einer absoluten Überschussrate von 11 Berichten auf 1000 Personenjahre, was darauf hindeutet, dass die Mehrheit (ca. 93 %) der Muskelsymptome, die während des ersten Jahres der Statintherapie beobachtet wurden, nicht auf Statine zurückgeführt wurden.
- Die Berichte über Muskelschmerzen oder -schwäche waren in der Statingruppe nach dem ersten Jahr nicht mehr signifikant höher (RR: 0,99; 95%-KI: 0,96–1,02).
- Es gab einen relativen Anstieg von 9 % (RR: 1,09; 95%-KI: 1,03–1,16) bei Muskelsymptomen unter einer Statinbehandlung mit hoher Intensität im Vergleich zu einem relativen Anstieg von 3 % (RR: 1,03; 95%-KI: 1,00–1,05) unter Standard-Statinbehandlungen mit niedriger/mittlerer Intensität.
- Das Risiko für Muskelsymptome war im ersten Jahr unter einer Statinbehandlung mit hoher Intensität viel höher (RR: 1,11; 95%-KI: 1,03–1,20), wobei dieser Trend über das erste Jahr hinaus anhielt (RR: 1,06; 95%-KI: 0,97–1,16).
- Statinbehandlungen mit niedriger und mittlerer Intensität führten im ersten Jahr zu einem Anstieg der Muskelsymptome um 6 % (RR: 1,06; 95%-KI: 1,03–1,10), während es danach keinen Anstieg gab (RR: 0,98; 95%-KI: 0,95–1,02).
- Es wurde ein geringer Anstieg des medianen Kreatinkinasewertes beobachtet.
- Die Adhärenz war bei Patienten mit und ohne Muskelsymptome vergleichbar (Daten aus einer Studie).
- Kardiovaskuläre Vorteile überwiegen gegenüber dem Risiko von Muskelsymptomen.
Einschränkungen
- Vollständige Daten zum Behandlungsabbruch lagen nicht vor.
- Die Meldekriterien für unerwünschte Ereignisse in Bezug auf Muskelsymptome waren uneinheitlich.
Expertenkommentar
Am 29. August 2022 um 14:00 Uhr MESZ sagte der Studienautor, Prof. C. Baigent, Direktor der Population Health Research Unit des Medical Research Council an der University of Oxford in Großbritannien, in einer Pressemitteilung mit Bezug zur ESC-Pressekonferenz: „Bei den meisten Menschen, die ein Statin einnehmen, werden die muskelbezogenen Symptome, die auftreten, wahrscheinlich nicht durch das Medikament verursacht. Die bekannten schützenden Wirkungen von Statinen gegen kardiovaskuläre Erkrankungen übertreffen das leicht erhöhte Risiko für Muskelsymptome erheblich. Beispielsweise würde die Behandlung pro 1000 Personen, die ein Statin mit mittlerer Intensität einnehmen, im ersten Jahr 11 im Allgemeinen leichte Episoden von Muskelschmerzen oder -schwäche verursachen, ohne dass es in den folgenden Jahren zu einem signifikanten Überschuss kommt. Über einen Zeitraum von fünf Jahren verhindern Statine typischerweise 50 schwere vaskuläre Ereignisse bei Patienten mit vorbestehender Gefäßerkrankung und 25 schwere vaskuläre Ereignisse bei Patienten ohne vorbestehende Gefäßerkrankung, wobei eine längere Behandlung größere Vorteile bringt.“
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