Erster harter Beweis für verbesserte Kognition bei Älteren durch ein Vitaminpräparat

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Die tägliche Einnahme eines kommerziell erhältlichen Multivitamin/Multimineralien-Supplements war in einer US-Studie mit mehr als 2000 Teilnehmern gegenüber Placebo mit einer leichten, aber signifikanten Verbesserung der kognitiven Gesamtleistungen bei älteren Menschen verbunden.

Hintergrund

Nahrungsergänzungsmittel sind ein Milliarden-Geschäft – vor allem in den USA. Doch auch in Deutschland wurde laut dem Informationsdienst IQVIA im Jahr 2020 ein Umsatz von 2,3 Milliarden Euro erzielt. Unter anderem werden die Präparate damit beworben, die geistigen Fähigkeiten zu konservieren, doch harte Beweise gibt es dafür nicht.

Design

In der randomisierten Studie COSMOS-Mind wurde in einem 2 x 2 faktoriellen Design bei 2262 Teilnehmern im Durchschnittsalter von 73 Jahren (60 % Frauen) über einen Zeitraum von 3 Jahren getestet, ob die tägliche Einnahme zweier verschiedener Supplemente die Kognition im Vergleich zu Placebo verbessern kann: Ein Kakao-Extrakt mit 500 mg an Flavanolen, sowie ein kommerziell erhältliches Multi-Vitamin/Mineralien-Präparat (Centrum Silver). Primäres Studienziel war ein Komposit-Wert für die Kognition, der sich aus den mittleren standardisierten Werten eines halben Dutzend Tests zusammensetzte. Die Zusammensetzung des Vitaminpräparates ist in einem Anhang der Studie aufgeführt und unterscheidet sich beispielsweise von der Physicians Health Study II durch geringere Mengen an Vitamin A (2500 statt 5000 IE), größere Mengen an Vitamin D (1000 statt 400) und Vitamin K (30 statt 10), tendenziell niedrigere Konzentrationen bei den meisten Spurenelementen, sowie die Addition von Lutein und Lycopen (250 bzw. 300 µg).

Ergebnisse

  • Der Kakao-Extrakt hatte keinen Einfluss auf den Kognitions-Gesamtwert. Der mittlere Z-Wert war 0,03, was bei einem 95%-Konfidenzintervall von – 0,02 bis 0,08 statistisch nicht signifikant war (P = 0,28).
  • Die Supplementierung mit dem Multivitamin-Präparat zeigte eine leicht positive Assoziation: z = 0,07; 95%-KI 0,02 bis 0,12 und erreichte die statistische Signifikanz (P = 0,007). Bei Teilnehmern mit einer Vorgeschichte kardiovaskulärer Erkrankungen war der Effekt stärker ausgeprägt (z = 0,14 gegenüber 0,06 ohne kardiovaskuläre Vorerkrankungen).
  • Unter den einzelnen Komponenten des Kognitionswertes waren die Verbesserungen unter dem Vitaminpräparat sowohl beim Gedächtnis signifikant als auch bei den Exekutiv-Funktionen, der Kakao-Extrakt dagegen bei keinem der einzelnen Tests.

Klinische Bedeutung

Gemäß den Autoren ist der positive Effekt des Vitaminpräparates „der erste Beweis aus einer großen, langfristigen, pragmatischen Studie für (dessen) potenziellen Wirksamkeit bei der Verbesserung der Kognition bei älteren Erwachsenen.“ Dies müsse jedoch in einer Kohorte mit größerer Diversität (89 % der Studienteilnehmer waren Weiße) bestätigt, und die verantwortlichen Mechanismen identifiziert werden.

Finanzierung: National Institutes of Health; Mars Edge, ein Teil von Mars, Inc.