Erst graue Kopfhaare, dann wieder dunkle Haare
- Dr. med. Thomas Kron
- Patienten-Fall
Kernbotschaften
Wird graues oder weißes Haar aus zunächst unerklärlichen Gründen wieder dunkel, dann ist das nicht unbedingt eine gute Nachricht: Denn die Repigmentierung kann Hinweis auf ein Melanom sein, wie die Krankengeschichte eines Mannes zeigt, die US-Dermatologen im „American Journal of Medicine“ schildern.
Der Patient und seine Geschichte
Der 85-jährige Mann suchte die Hautklinik der Universität von Michigan in Ann Arbor auf, weil sein weißes Kopfhaar innerhalb von wenigen Monaten punktuell wieder dunkel geworden war. Die Anamnese ergab, dass bei dem Mann bereits früher ein Melanom und weißer Hautkrebs diagnostiziert worden waren.
Befunde und Therapie
Patient mit grauweißem Kopf-Haar, rechts parietal allerdings fleckförmig braunes Haar, darunter farbveränderte Haut. Eine Biopsie ergibt ein Melanoma in situ (Lentigo-maligna-Typ). Therapie: Exzision.
Diskussion
Bei Repigmentierung weißer oder grauer Haare sollte eine Lentigo maligna der Kopfhaut als Ursache erwogen werden, raten die US-Autoren um Dr. Julie Gessler, deren aktuelle Publikation nicht die erste ist, in der die Repigmentierung der Kopfhaare als Folge eines Melanoms beschrieben wird. Eine ähnliche Fallgeschichte haben vor drei Jahren US-Dermatologen im „American Journal of Dermatopathology“ veröffentlicht. In ihrem Fall war es ein grauhaariger 80-jähriger Mann, der sich in der Hautklinik mit einer 3 cm langen schwarzen Haarsträhne auf dem Scheitel vorstellte, die sich im Laufe eines Jahres entwickelt hatte. Stanzbiopsien zeigten eine Vermehrung der dendritischen Melanozyten und eine Ausdehnung entlang des Epithels der äußeren Follikelwurzelscheide und der interfollikulären Epidermis, verbunden mit einer ausgeprägten dendritischen melanozytären Hyperplasie und pigmenthaltigen Melanozyten innerhalb der Haarzwiebeln. Obwohl die Befunde der Biopsien nicht auf ein Melanom in situ schließen ließen, war die unregelmäßige interfollikuläre Verteilung der Melanozyten nach Angaben der Autoren ein Hinweis auf einen atypischen Prozess. Wie die Autoren berichten, wurde eine vollständige Exzision durchgeführt und ein Melanom in situ vom Typ Lentigo maligna festgestellt.
Die Repigmentierung der Haare kann darüber hinaus nicht allein ein Hinweis auf ein Melanom sein. Sie könnte auch ein guter Marker für das Therapie-Ansprechen bei Patienten mit Bronchialkarzinom sein, die eine Immuntherapie erhalten, wie 2017 spanische Autoren einer Fallserie im „JAMA Dermatology“ berichtet haben. Ihren Angaben zufolge kam es bei 14 Patienten während ihrer Anti-PD-1/Anti-PD-L1-Behandlung gegen Lungenkrebs zu einer Repigmentierung der Haare. Diese Repigmentierung bestand bei 13 von 14 Patienten in einer diffusen Verdunkelung der Haare und bei einem Patienten in schwarzen Flecken zwischen weißen Haaren. 13 von 14 Patienten zeigten ein gutes klinisches Ansprechen auf die Behandlung; nur ein Patient musste die Therapie nach vier Behandlungszyklen aufgrund eines Fortschreitens der Erkrankung abbrechen.
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