Erlotinib: vielversprechende präventive Wirkung bei familiärer adenomatöser Polyposis
- Petra Kittner
- Clinical Summary
Der Einsatz des epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor-Inhibitors Erlotinib führt bei Patienten mit familiärer adenomatöser Polyposis (FAP) nach 6 Monaten mit einer einmal wöchentlichen Behandlung zu einer Verringerung der Belastung durch Duodenalpolypen um etwa 30%, so die Ergebnisse einer Phase 2-Studie.
"Wenn die vorhandenen Daten durch künftige Forschungen bestätigt und erweitert werden, hat diese Strategie das Potenzial, die klinische Praxis erheblich zu beeinflussen, indem sie endoskopische und chirurgische Eingriffe als Hauptpfeiler für die Prävention duodenaler Neoplasien in dieser Hochrisikopatientengruppe verringert, verzögert oder ergänzt", so die Forscher.
FAP ist eine seltene genetische Erkrankung, die das Risiko für kolorektale Polypen und Malignome deutlich erhöht.
"Der biologische Signalweg, der zur Entwicklung von Polypen und Kolonkarzinomen bei Patienten mit FAP führt, ist derselbe biologische Signalweg wie bei Patienten in der Allgemeinbevölkerung", sagte Studienleiter Niloy Jewel Samadder, MD, von der Mayo Clinic in Rochester, Minnesota, in einer Pressemitteilung.
"Unsere Studie untersuchte die Möglichkeiten des Einsatzes chemopräventiver Wirkstoffe bei Patienten mit FAP, um die Entwicklung von präkanzerösen Polypen im Dünn- und Dickdarm zu verhindern", fügte er hinzu.
In einer früheren Studie fanden die Forscher heraus, dass die Kombination aus dem COX-2-Hemmer Sulindac (150 mg zweimal täglich) und Erlotinib (75 mg täglich) die Belastung durch Duodenalpolypen verringerte. Die Doppelstrategie war jedoch mit einer relativ hohen Rate an unerwünschten Ereignissen (AEs) verbunden, was den Einsatz der Kombination zur Chemoprävention einschränken könnte.
In dieser Phase 2-Studie wurde untersucht, ob das AE-Profil von Erlotinib mit einem einmal wöchentlichen Dosierungsschema verbessert und gleichzeitig die Polypenbelastung reduziert werden kann.
In der einarmigen, multizentrischen Studie nahmen 46 Erwachsene mit FAP (Durchschnittsalter 44,1 Jahre; 47,8% Frauen) 6 Monate lang 350 mg Erlotinib einmal wöchentlich oral ein. Bis auf vier Teilnehmer schlossen alle die 6-monatige Studie ab.
Nach 6 Monaten wöchentlicher Erlotinib-Therapie wurde die Belastung durch Duodenalpolypen signifikant verringert, bei einer mittleren prozentualen Reduktion von 29,6% (p<0,0001).
Der Nutzen wurde bei Patienten mit Duodenalpolypen im Stadium Spigelman-2 oder Spigelman-3 beobachtet.
"Obwohl nur 12% der Patienten eine Verringerung des Spigelman-Stadiums von 3 auf 2 im Zusammenhang mit der Therapie zeigten, war die Krankheit bei der Mehrheit der Patienten (86%) während der Behandlung stabil", berichtet das Studienteam.
Die Anzahl gastrointestinaler Polypen (ein sekundärer Endpunkt) war nach 6 Monaten Behandlung mit Erlotinib ebenfalls verringert (mittlere Abnahme um 30,8%; p=0,0256).
Das einmal wöchentlich verabreichte Erlotinib wurde zwar "im Allgemeinen" gut vertragen, doch wurden bei 72% der Patienten AEs von Grad 2 oder 3 gemeldet; 2 Patienten erlitten eine Toxizität vom Grad 3. Dennoch lag die AE-Rate deutlich über der erwarteten Nullhypothese von 50%, so das Studienteam.
Vier Patienten brachen die Studie wegen arzneimittelbedingter AEs ab, darunter akneiformer Ausschlag Grad 3, Infektionen Grad 2 (Hand-, Fuß- und Mundkrankheit), Fatigue Grad 1 und akneiformer Ausschlag Grad 1. Es wurden keine AEs Grad 4 gemeldet.
Das häufigste AE war ein Erlotinib-induzierter akneiformer Ausschlag, der bei 56,5% der Studienpatienten auftrat. Der Ausschlag wurde mit topischem Kortison und/oder Clindamycin behandelt. Weitere Erlotinib-induzierte AEs waren orale Mukositis (6,5%), Diarrhoe (50%) und Übelkeit (26,1%).
Zusammenfassend stellten Samadder und Kollegen fest, dass FAP "auf eine vererbbare, systemische Prädisposition für Neoplasien hindeutet und das ultimative Ziel der Krebsprävention darin besteht, die Entwicklung von Neoplasien, die Notwendigkeit einer Operation und letztlich den krebsbedingtenTod zu verhindern, bei einem akzeptablen AE-Profil".
Die Ergebnisse dieser Phase 2-Studie sprechen für die weitere Untersuchung von Erlotinib als "wirksames, akzeptables Mittel zur Krebsprävention bei FAP-assoziierter gastrointestinaler Polyposis", so die Schlussfolgerung.
Dieser Artikel erschien zuerst in Medscape.com.
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