Erhöhte COPD-Prävalenz nach Exposition gegenüber Pestiziden

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Eine lebenslange Exposition gegenüber Pestiziden am Arbeitsplatz ist mit einem etwa 30 % erhöhten Risiko für die Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) assoziiert, so das Ergebnis der Auswertung von 94.514 Personen, deren klinische Daten einschließlich Spirometrie in der UK Biobank erfasst sind. Für 11 andere Klassen von Schadstoffen fand sich dagegen kein signifikanter Zusammenhang.

Hintergrund

Die Arbeitsgruppe um Sara De Matteis (Imperial College, London) hatte bereits in früheren Auswertungen der UK Biobank ein erhöhtes Risiko für die Diagnose einer COPD bei 6 Berufsgruppen festgestellt. Ziel der aktuellen Arbeit war es nun, die potenziell ursächlichen Substanzen zu identifizieren.

Design

In der UK Biobank identifizierten die Forscher 94.514 Personen (Durchschnittsalter 55,9 Jahre; 55,8 % weiblich), deren Arbeitsleben vollständig dokumentiert war, und für die akzeptable bzw. wiederholte spirometrische Messungen, sowie der Raucher- und Asthmatikerstatus verfügbar war. In einem etablierten, von Fachleuten aus der Industrie entwickelten System (ALOHA+JEM) wurde den Berufen die Exposition mit 12 Verbindungen zugeordnet, semiquantitativ (keine, gering, hoch) erfasst, und der Häufigkeit von COPD unter den Probanden gegenübergestellt. Als verlässlich wurden lediglich jene Assoziationen eingestuft, die bei Nichtrauchern und Nichtasthmatikern festgestellt wurden.

Ergebnisse

  • Die Prävalenz einer durch Spirometrie bestätigten COPD betrug in der gesamtem Studienpopulation 8,0 %. Bei gegenwärtig Rauchenden war sie mit 16,8 % mehr als doppelt so hoch, mit ähnlichen Resultaten bei Männern und Frauen.
  • Probanden mit einer COPD waren zu 4,2 % Pestiziden ausgesetzt gewesen, jene ohne COPD hatten zu 3,5 % Umgang mit Pestiziden. Die Expositionen wären dabei meist gering gewesen, schreiben die Forscher.
  • In der adjustierten multivariablen Analyse war die Exposition gegenüber Pestiziden mit einem erhöhten COPD-Risiko verbunden. Die Prävalenzrate betrug bei jeglicher Exposition 1,13 (95%-Konfidenzintervall 1,01 – 1,28) und für hohe kumulative Expositionen 1,32 (95%-KI 1,12 – 1,56). Der Trend war statistisch signifikant sowohl für die Gesamtpopulation (p = 0,004), als auch für Personen, die niemals geraucht hatten (p = 0,005) und für Nicht-Asthmatiker (p = 0,001).
  • Bei keiner der anderen Substanzklassen fand sich eine signifikante Assoziation mit der COPD-Prävalenz. Geprüft wurden hier unter anderem Dämpfe, Gase und Rauch in einer Kategorie, organischer Staub, Metallstaub, Lösungsmittel und Metalle.

Klinische Bedeutung

Das Ergebnis ist in Einklang mit einer früheren Untersuchung der gleichen Arbeitsgruppe, die ein erhöhtes COPD-Risiko u.a. bei Gärtnern und Landwirten festgestellt hatte. Die Aufteilung der verdächtigen Substanzen in nur 12 Klassen führte allerdings zu einer starken Überlappung, insbesondere zwischen Pestiziden und Lösungsmitteln. In der Analyse hatte man daher aromatische und chlorierte Lösungsmittel zusammengefasst, und außerdem bei den Pestiziden nicht zwischen Herbiziden, Insektiziden und Fungiziden unterschieden. Ungeklärt bleibt daher die Frage, welchen Beitrag spezifische Verbindungen zu dem erhöhten COPD-Risiko leisten bzw. ob es hier mehr und weniger gefährliche Substanzen/Substanzklassen gibt.

Finanzierung: Health and Safety Executive.