Erhaltungstherapie mit Lenalidomid für alle neu diagnostizierten Patienten mit Multiplem Myelom?
- Michael Simm
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaften
Mit mehr als 1917 Patienten ist Myeloma XI die bislang größte Interventionsstudie zum neu diagnostizierten Plasmozytom. Sie bestätigt den Nutzen von Lenalidomid als Erhaltungstherapie nach Stammzelltransplantation beim progressionsfeien Überleben, zeigte aber für die Gesamtpopulation keine Überlegenheit beim 3-Jahres-Überleben.
Hintergrund
Eine Erhaltungstherapie mit Lenalidomid kann bei Patienten mit Multiplem Myelom (Plasmazytom) nach autologer Stammzelltransplantation das progressionsfreie Überleben verlängern. Unklar war jedoch, ob dies auch für das Gesamtüberleben gilt bzw. für Patienten mit zytogenetisch verursachtem hohen Risiko und jene, die nicht transplantiert werden können.
Design
Myeloma XI war eine offene, randomisierte Studie der Phase 3 zum neu diagnostizierten Multiplen Myelom, an der 110 Kliniken in England, Wales und Schottland beteiligt waren. Sie hatte ein adaptives Design mit 3 potenziellen Randomisierungen. Die aktuelle Publikation berichtet über den Vergleich zwischen einer Erhaltungstherapie mit Lenalidomid (10 mg oral, jeweils an Tag 1 – 21 eines 28-Tage-Zyklus) gegenüber einer bloßen Beobachtung der Patienten. Wegen einer Änderung des Randomisierungsschlüssels während der Studie erhielten von 1917 Personen 1137 eine Erhaltungstherapie, und 834 wurden lediglich beobachtet.
Hauptergebnisse
- Nach einem medianen Follow-Up von 31 Monaten war das mediane progressionsfreie Überleben unter Lenalidomid 39 Monate gegenüber 20 Monaten unter Beobachtung. Dies entspricht einem Chancenverhältnis HR 0,46 bei einem 95%-Konfidenzintervall von 0,41 – 0,53 (p < 0,0001). Die Überlegenheit von Lenalidomid erstreckte sich über alle präspezifizierten Untergruppen.
- Das Gesamtüberleben nach 3 Jahren belief sich unter Lenalidomid auf 78,6 % gegenüber 75,8 % in der Kontrollgruppe und war für die „Intention-to-treat“-Population nicht signifikant verschieden (p = 0,15).
- Ein signifikanter Vorteil (p = 0,014 für eine HR von 0,69) beim 3-Jahres-Überleben ergab sich jedoch für zur Transplantation geeignete Patienten unter Lenalidomid (87,5 %) gegenüber der Kontrollgruppe (80,2 %).
- Schwere Nebenwirkungen waren unter Lenalidomid deutlich häufiger (45 % versus 17 %) und vorwiegend hämatologischer Art.
Klinische Bedeutung
Nach Wissen der Autoren ist Myeloma XI die bislang größte Interventionsstudie zum neu diagnostizierten Plasmozytom. Die vorausgeplante Subgruppenanalyse deutet auf ein längeres Gesamtüberleben für transplantationsfähige Patienten unter einer Erhaltungstherapie mit Lenalidomid, die sich über alle zytogenetischen Risikogruppen erstreckt – einschließlich solcher mit hohem Risiko. Die Kommentatorinnen María-Victoria Mateos und Verónica González de la Calle (Salamanca) heben Lenalidomid als wirksames, gut verträgliches und bequemes Präparat hervor, das für alle neu diagnostizierten Patienten erwogen werden sollte, betonen aber gleichzeitig den Bedarf für neue Therapien und/oder Kombinationen zur Verbesserung des Gesamtüberlebens.
Finanzierung: Cancer Research UK, Celgene, Amgen, Merck, and Myeloma UK.
Dieser Volltext ist leider reserviert für Angehöriger medizinischer Fachkreise
Sie haben die Maximalzahl an Artikeln für unregistrierte besucher erreicht
Kostenfreier Zugang Nur für Angehörige medizinischer Fachkreise