Erhöhte Asthma-Rate bei Kindern nach RSV-Infektion
- Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Normalgewichtige, firstgerecht und gesund geborene Kinder, die im ersten Lebensjahr mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) infiziert wurden, haben bis zum 5. Lebensjahr ein höheres Risiko, an Asthma zu erkranken. Der Unterschied betrug in einer US-Studie etwa ein Viertel. Unterstellt man einen kausalen Zusammenhang gelänge es, etwa 15 % der frühkindlichen Asthma-Fälle zu vermeiden, schätzen die Forscher in der Zeitschrift The Lancet.
Hintergrund
Zwischen schweren, frühkindlichen Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) und dem Beginn kindlicher Keuchatmung wurde eine Assoziation bereits festgestellt. Ob es auch einen Zusammenhang mit der Entstehung von Asthma gibt, ist aber unklar.
Design
INSPIRE ist eine Populations-basierte Kohortenstudie mit 1741, termingemäß, gesund und mit normalem Gewicht geborenen, Kindern aus 11 pädiatrischen Einrichtungen in Tennessee, USA. Mittels einer Kombination aus passiven und aktiven Überwachungstechniken sowie viraler Identifikation mit molekularbiologischen und serologischen Methoden wurde festgestellt, ob eine RSV-Infektion im ersten Lebensjahr vorlag. Die Nachverfolgung auf Asthma währte 5 Jahre. Die Analyse wurde adjustiert für das Geschlecht des Kindes, dessen ethnische Zugehörigkeit, ob sie jemals gestillt wurden, den Aufenthalt in Kinder-Tagesstätten, die Exposition mit Passiv-Rauch in Utero oder der frühen Kindheit, sowie mütterliches Asthma.
Ergebnisse
- 54 % der Kinder wurden in ihrem ersten Lebensjahr mit RSV infiziert.
- Der Anteil von Kindern, die in den 5 Jahren mit Asthma diagnostiziert wurden, war bei den nicht Infizierten mit 16 % etwas geringer als bei jenen mit einer RSV-Infektion (21 %). Der Unterschied war statistisch signifikant (p = 0,016).
- Daraus errechnet sich ein um 26 % niedrigeres Risiko für die nicht infizierten Kinder (adjustierte RR 0,74; 95%-Konfidenzintervall 0,58 – 0,94; p = 0,014).
- Ebenfalls geschätzt wurde der Anteil der Asthma-Fälle im 5-Jahres-Zeitraum, der durch das Vermeiden von RSV-Infektionen verhindert werden könnte. Er liegt demnach bei 15 % (95%-Konfidenzintervall 2,2 – 26,8).
Klinische Bedeutung
Es findet sich ein „substanziell“ niedrigeres Asthma-Risiko für Kinder, die gesund, fristgerecht und mit normalem Gewicht geboren, und im ersten Lebensjahr nicht mit dem RS-Virus infiziert wurden. „Um eine Kausalität definitiv zu etablieren, wird man die Auswirkungen von Interventionen untersuchen müssen, die initiale RSV-Infektionen verhindern, verzögern, oder deren Schwere reduzieren“, schreiben die Autoren. In der Diskussion wird die Möglichkeit einer Impfung, die seit kurzem für ältere Erwachsenen verfügbar ist, nicht erörtert. Stattdessen verweist man auf die drastische Reduktion der Infektionszahlen während der frühen COVID-19-Pandemie mit Schutzmaßnahmen wie Masken, häufigem Händewaschen und Abstandhalten.
Finanzierung: US National Institutes of Health.
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