Erfolg mit vorgezogener Chemotherapie bei „inoperablen“ Pankreastumoren
- Michael Simm
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaften
Eine "totale" neoadjuvante Therapie, also eine Induktionschemotherapie gefolgt von einer Radiochemotherapie, hat sich bei Patienten mit grenzwertig resektablen Pankreaskarzinomen als vielversprechende Strategie erwiesen. In der retrospektiven, monozentrischen Studie wurden nicht nur beeindruckende Überlebensraten erzielt, sondern auch Kriterien für die erfolgreiche Selektion der Patienten und zur Individualisierung der Therapie ermittelt.
Hintergrund
Der Anteil von Patienten mit resektablem Adenokarzinom des Pankreas wird mit 10 % angegeben, jedoch könnte dieser Anteil womöglich durch präoperative systemische Therapien erhöht werden, die auch Patienten an der Grenze zu lokal fortgeschrittenen Pankreaskarzinomen miteinbeziehen.
Design
Retrospektive Auswertung der Erfahrungen mit 194 Patienten an der Grenze zwischen resektablen (n = 123) und lokal fortgeschrittenen Pankreaskarzinomen (n = 71), die an der Mayo Clinic im US-amerikanischen Rochester zwischen den Jahren 2010 und 2017 eine personalisierte neoadjuvante Therapie mit anschließender Operation erhalten hatten. Ziel war es, Prädiktoren für Morbidität, Mortalität und Überleben zu definieren.
Ergebnisse
- 85 % der Patienten erhielten ein FOLFIRINOX-Regime, 34 % Gemcitabin mit Nab-Paclitaxel, und bei 19 % wurde die Chemotherapie umgestellt, bevor eine längerfristige Radiochemotherapie erfolgte und schließlich die Operation.
- Eine Herabstufung (downstaging) des Tumors wurde radiologisch nur bei 28 % der Patienten nachgewiesen. Eine En bloc venöse und / oder arterielle Resektion war bei 65 % der Patienten erforderlich; bei 94 % gelang eine R0-Resektion.
- Schwere Morbidität und Mortalität nach 90 Tagen: 36 % bzw. 6,7 %.
- Nach einem medianen Follow-Up von 22,4 Monaten hatten 38 % der Patienten einen Rückfall erlitten. 74 % waren beim letzten Follow-Up noch am Leben, 52 % ohne Rückfall.
- Gesamtüberlebensdauer ab Operation inklusive postoperativer Mortalität: median 51,1 Monate.
- Gesamtüberlebensraten: nach 1 Jahr 91 %, nach 2 Jahren 72 % und nach 3 Jahren 59 %
- Drei Faktoren waren mit signifikant längeren Überlebenszeiten assoziiert: Viele Chemotherapie-Zyklen, das Abfallen des Tumormarkers CA 19-9 auf den Normalwert nach der Chemotherapie sowie keine oder eine minimale Vitalität der Zellen des Resektats.
Klinische Bedeutung
Die totale neoadjuvante Therapie (TNT) sei in diesem Setting optimal, schließen die Autoren aus den Daten ihrer retrospektiven Analyse. Man darf indes davon ausgehen, dass das Zentrum ohnehin überdurchschnittliche Ergebnisse erzielt. Mangels einer internen Kontrollgruppe ist der Anteil schwer abzuschätzen, den die TNT per se an diesem Erfolg hat. Auch fehlen Daten zur Lebensqualität, sodass weitere Studien wünschenswert scheinen, um die Vor- und Nachteile einer derart intensiven präoperativen Therapie auszuloten und geeignete Patienten zu identifizieren.
Finanzierung: Keine Angaben.
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