Elektive Weheneinleitung kann schulische Leistungen des Kindes beeinträchtigen

  • Deepa Varma
  • Medizinische Nachrichten
Der Zugang zum gesamten Inhalt dieser Seite ist nur Angehörigen medizinischer Fachkreise vorbehalten. Der Zugang zum gesamten Inhalt dieser Seite ist nur Angehörigen medizinischer Fachkreise vorbehalten.

Laut einer in Acta Obstetricia et Gynecologica Scandinavica veröffentlichten Studie ist eine elektive Weheneinleitung zwischen der 37. und 41. Schwangerschaftswoche bei Frauen mit unkomplizierter Schwangerschaft mit einer geringeren Schulleistung der Kinder im Alter von 12 Jahren assoziiert.

Die Forscher analysierten Daten von 266.684 Kindern, die in den Niederlanden geboren wurden. Sie fanden heraus, dass die Schulleistungs-Scores bei Kindern, bei deren Müttern die Wehen eingeleitet wurden, konsistent niedriger waren als bei Kindern, die ohne Weheneinleitung geboren wurden. Auch der Anteil der Kinder, die eine weiterführende Schule besuchten, war bei einer Einleitung der Wehen in den Schwangerschaftswochen 38 bis 41 deutlich geringer.

Die Geburtshelferin Renee Burger von der Universität Amsterdam sagte Univadis, dass die Einleitung der Wehen zur Verringerung der kurzfristigen Risiken für Mutter oder Kind die potenziellen, geringen, langfristigen negativen Auswirkungen überwiege. Bei unkomplizierten Schwangerschaften vor der 41. Schwangerschaftswoche sei ein Nutzen der Weheneinleitung jedoch nicht erwiesen. Eine frühzeitige Einleitung sollte in diesen Fällen mit Vorsicht stattfinden. „Wir sind der Meinung, dass Frauen unter diesen Umständen über die kurz- und die langfristigen Vor- und Nachteile der Weheneinleitung beraten werden sollten. Auf Basis unserer Ergebnisse könnte diese Beratung auch die vermutete geringe Verringerung der Schulleistung nach einer relativen Frühgeburt durch eine Weheneinleitung einbeziehen. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass die Auswirkungen für das einzelne Kind zugegebenermaßen subtil sind“, sagte sie.

Angesichts der retrospektiven Natur der Studie sagte Burger: „Unsere Ergebnisse implizieren nicht unbedingt eine Kausalität. Es wäre wertvoll, die langfristigen Ergebnisse der randomisierten Studien zum Geburtszeitpunkt zu untersuchen, die in den letzten zwei Jahrzehnten durchgeführt wurden, einschließlich die der ARRIVE-Studie.“ In der ARRIVE-Studie wurde bei Frauen mit Nulliparität und geringem Risiko kein signifikanter Unterschied zwischen der Weheneinleitung in der 39. Woche und der üblichen Schwangerschaftsversorgung festgestellt.

Diese Ergebnisse könnten Auswirkungen auf die Gesundheitspolitik und -praxis haben.Die Raten der Geburtseinleitung sind in den letzten Jahrzehnten weltweit gestiegen, und jüngste Studien deuten darauf hin, dass nach der ARRIVE-Studie mit einem weiteren Anstieg gerechnet wird. In einer früheren Studie wurde berichtet, dass die Weheneinleitung bei geburtshilflichen Maßnahmen in ganz Europa zwischen 6,8 % und 33 % liegt. 

Burger sagte, auch wenn die potenziellen Auswirkungen auf das einzelne Kind vernachlässigbar sein mögen, könnten die Gesamtauswirkungen auf die Gesellschaft erheblich sein. „In unserer Studie finden wir zum Beispiel bei Kindern, die nach eingeleiteten Wehen geboren wurden, eine relative Verringerung derjenigen mit Besuch einer weiterführenden Schule um 10 %“, sagte Burger. 

Die Forscher stellten die Hypothese auf, dass die Reifung und Entwicklung des Gehirns in utero, die weit über den willkürlichen gelegten Zeitpunkt einer Frühgeburt hinausgeht, Grund für die Assoziation zwischen der Einleitung von Wehen und der Schulleistung sein könnte. 

„Die aktuelle geburtshilfliche Forschung konzentriert sich zumeist auf die kurzfristigen Ergebnisse bei Mutter und Kind. Ein wichtiger Grund hierfür ist, dass es schwierig, zeitaufwändig und kostspielig ist, langfristige Ergebnisse zu untersuchen“, sagte Burger. 

Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung einer Untersuchung langfristiger Ergebnisse geburtshilflicher Komplikationen und Interventionen.