Eishockey: Aggressive Spieler in der NHL sterben 10 Jahre früher

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Die Auswertung von offiziellen Daten aus der Nordamerikanischen Eishockey-Profiliga NHL ergab keine erhöhte Mortalität bei jenen Spielern, die in ihrer Karriere bei mindestens 50 Schlägereien beteiligt waren oder durchschnittlich mindestens 3 Strafminuten pro Spiel kassierten. Im Vergleich zu Spielern, die diese Kriterien nicht erfüllten, starben die „Prügelknaben“ im Mittel jedoch 10 Jahre früher und auffällig häufig an Suiziden oder an einer Überdosis.

Hintergrund

In der Nordamerikanischen Eishockey-Liga (NHL) geht es hart zur Sache, und die Spieler erleiden häufig Schädeltraumata. Die Langzeitfolgen sind unbekannt, schreiben die Autoren der aktuellen Studie. Dies gelte insbesondere für jene Spieler, die häufig in Schlägereien verwickelt sind.

Design

Kohortenstudie mit 6039 Männern, die zwischen 1967 und 2022 an mindestens einem Spiel der NHL teilgenommen hatten. Sie wurden anhand der offiziellen Spieldaten eingeteilt in eine Gruppe von Kämpfern (331 Spieler, die während ihrer Karriere in mindestens 50 Kämpfe verwickelt waren), in eine Gruppe mit Strafminuten (183 Spieler, die durchschnittlich pro Match mindestens 3 Strafminuten bekommen hatten), und zwei jeweils gleichgroße, gematchte Kontrollgruppen, die nicht durch derartige Aggressionen aufgefallen waren. Die Prügeleien und Strafminuten wurden als Marker für Schädeltraumata benutzt und die Mortalitätsraten und das Alter zum Zeitpunkt des Todes sowie die Todesursachen zwischen den Gruppen verglichen.

Ergebnisse

  • Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmer betrug 47,1 Jahre; im Mittel waren sie in 9,7 Kämpfe verwickelt gewesen.
  • Die Mortalitätsraten waren mit P-Werten von 0,84 bzw. 0,34 statistisch nicht verschieden und betrugen:
    • Kämpfer 3,9 % - Kontrollen 4,2 %
    • Strafminuten-Könige 7,1 % - Kontrollen 5,5 %
  • Das mittlere Todesalter der aggressiven Spieler lag jedoch 10 Jahre unter dem der Kontrollen:
    • Kämpfer 47,5 Jahre – Kontrollen 57,5 Jahre
    • Strafminuten-Gruppe 45,2 – Kontrollen 55,2 Jahre
  • Auffällige Unterschiede zeigten sich bei den Todesursachen: Unter Spielern, die durch Prügeleien und Strafminuten aufgefallen waren, wurden 2 mit neurodegenerativen Erkrankungen diagnostiziert, 2 starben an einer Überdosis („drug overdose“), 3 durch Selbstmord und 4 bei Verkehrsunfällen. Demgegenüber gab es in den Kontrollgruppen nur 1 Verkehrsunfallopfer.

Klinische Bedeutung

Zwar erbrachte diese Studie keine merklichen Unterschiede bei den Mortalitätsraten. Die durch besondere Aggressivität auffälligen Spieler starben allerdings etwa 10 Jahre früher, wobei Suizid und eine nicht näher spezifizierte Überdosis zu dieser Differenz beitrugen. In ihrer Diskussion schlagen die Forscher vor, man möge sich nach Ende der Karriere stärker um die Verbesserung der Lebensqualität dieser Spieler bemühen und Kämpfe während des Spiels mit längeren Sperren bestrafen. Zur Kausalität äußert man sich nicht, obwohl die häufigen Kämpfe auch Ausdruck von z.B. psychischen Problemen sein könnten, die den Schädeltraumata vorangehen.

Finanzierung: Keine.