Einstellung zum Schwangerschaftsabbruch wird in Deutschland zunehmend negativer
- Hanschmidt F & al.
- Geburtshilfe Frauenheilkunde
- Dr. Stefanie Reinberger
- Studien – kurz & knapp
Kernaussagen
Der Anteil der Menschen mit einer negativen Einstellung zum Schwangerschaftsabbruch ist in West- und Ostdeutschland in den 2 Jahrzehnten seit der Wiedervereinigung angestiegen. Dies kann zum Nachteil der betroffenen Frauen werden – aufgrund mangelnder Akzeptanz, aber auch weil die medizinische Versorgung fehlt.
Hintergrund
Mit der Wiedervereinigung hat sich die rechtliche Situation in Bezug auf Schwangerschaftsabbrüche für Frauen aus Ostdeutschland gravierend verändert, da die restriktivere Regelung der BRD übernommen worden war. Während die DDR bereits 1972 entschied, dass Frauen innerhalb der ersten 12 Wochen eigenständig über einen Abbruch entscheiden können, sind Abtreibungen in der Bundesrepublik Deutschland bis heute illegal. Sie sind lediglich unter bestimmten Bedingungen, zu denen die Schwangerschaftskonfliktberatung mit Beratungsschein zählt, straffrei. Die vorliegende Studie untersucht, wie sich seit der Wiedervereinigung die Einstellung zu Schwangerschaftsabbrüchen in Ost- und Westdeutschland verändert hat und welche Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung zu verzeichnen sind.
Studiendesign
Repräsentative Daten über die öffentliche Unterstützung des legalen Zugangs zu Schwangerschaftsabbrüchen wurden der Allgemeinen Bevölkerungsumfrage aus den Jahren 1992, 1996, 2000, 2006 und 2012 (N = 14.459) entnommen. Einschränkungen zum Zugang zur Versorgung bei Schwangerschaftsabbrüchen wurden basierend auf der Anzahl der Einrichtungen sowie der Anzahl der Frauen, die für einen Abbruch in ein anderes Bundesland reisten, kalkuliert.
Ergebnisse
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Sowohl im Westen als auch im Osten Deutschlands lassen sich drei Gruppen ausmachen:
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Der Zugang zum Schwangerschaftsabbruch wird, ungeachtet der Gründe unterstützt;
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Der Zugang zum Schwangerschaftsabbruch wird unterstützt, wenn ein mütterliches oder fetales Gesundheitsrisiko besteht;
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Der Zugang zum Schwangerschaftsabbruch wird generell nicht unterstützt.
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Die Größe der Untergruppen, die eine teilweise oder vollständige Einschränkung des Zugangs zu Schwangerschaftsabbruch befürworten, ist sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland angestiegen.
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Der Unterschied zwischen Ost- und Westdeutschland war kurz nach der Wende noch sehr deutlich: Während im Osten 79,5% der Befragten der Meinung waren, ein Abbruch sollte immer möglich sein, stimmten dem im Westen nur 47% zu.
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Der Unterschied zwischen Ost- und Westdeutschland verringerte sich zunehmend, war aber bis 2012 noch auszumachen.
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Insbesondere ist die Gruppe derer, die den Zugang zum Schwangerschaftsabbruch uneingeschränkt befürworten, in Ostdeutschland durchgehend die größte Gruppe, und stärker vertreten als in Westdeutschland.
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Umgekehrt ist in Westdeutschland die Gruppe derer, die den Zugang zum Schwangerschaftsabbruch teilweise – unter gegebenen gesundheitlichen Risiken – unterstützen, am stärksten vertreten.
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Die Gruppen derer, die eine teilweise oder gänzliche Einschränkung des Zugangs zum Schwangerschaftsabbruch befürworten, haben in beiden Regionen Zuwachs gewonnen.
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Befragte, die In Bundesländern leben, in denen der Zugang zum Schwangerschaftsabbruch aufgrund der medizinischen Versorgungslage erschwert ist, tendierten eher zu einer restriktive Einstellung.
Klinische Bedeutung
Die zunehmende restriktive Einstellung gegenüber einem Schwangerschaftsabbruch kann sich durch eingeschränkte Akzeptanz und limitierte medizinische Versorgung nachteilig auf Frauen in Deutschland auswirken. Politische Maßnahmen und die Gesundheitsversorgung sollten sich an den internationalen Richtlinien zum Schutz von Frauengesundheit und Frauenrechten richten.
Finanzierung
keine Angabe
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