„Eingeimpft – Familie mit Nebenwirkungen“: So lautet der Titel der neuen Dokumentation, die in den kommenden Tagen in den Kinos zu sehen ist. Darin setzt sich der Filmemacher David Sieveking mit dem Thema Pro & Contra Impfen auseinander. Zusammen mit seiner Freundin versucht er für die gemeinsame Tochter eine individuelle Impfentscheidung zu treffen.
Der Film erhitzt schon im Vorfeld die Gemüter: Kritiker befürchten, dass dadurch Eltern noch mehr verunsichert und Impfgegner weiter bestärkt werden. Auch Wissenschaftler, die den Film vorab gesehen haben, äußern sich in einer Art „wissenschaftlichen Rezension“ gegenüber science media Center (SMC) eher kritisch. Allen voran Professor Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI): „Die 90 Minuten hätten einen wichtigen Beitrag dazu leisten können, die Zuschauer ausgewogen über Impfungen zu informieren und Argumente für und gegen das Impfen objektiv zu beleuchten. Stattdessen werden impfkritische Meinungen überwiegend unkommentiert wissenschaftlichen, evidenzbasierten Erkenntnissen gegenübergestellt“. Das führe unweigerlich dazu, dass Aussagen weder gewichtet noch eingeordnet werden. Die Risiken des Impfens würden laut Wieler auf diese Weise überproportional in den Vordergrund treten.
So gewinnt der Autor am Ende des Films die Überzeugung, dass Lebendimpfstoffe eher gut und Totimpfstoffe eher schlecht seien. Für eine solche generelle Beurteilung gebe es jedoch keine Grundlage, monierte Anke Huckriede, Professorin für Vakzinologie am Institut für Medizinische Mikrobiologie der Universität Groningen: „Beide haben ihre speziellen Anwendungsgebiete und beide haben ihre Vor- und Nachteile.“ Wichtig sei vielmehr, ob der Impfstoff geeignet ist, den benötigten Immunschutz auf sichere Art und Weise zu gewährleisten.
Generell blieben viele Bedenken, die im Film geäußert werden, etwa dass die Protagonistin weint und gegen Impfungen ist, weil sie ihr Kind metallfrei halten möchte, auch aus Sicht von Dr. Kai Schulze vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) „einseitig stehen“. So nehme man täglich über die Nahrung mehr Aluminium zu sich, als in einer Impfstoff-Dosis enthalten sei. „Mitunter reicht sogar eine Portion Fisch aus, die wöchentliche Dosis zu erreichen“, betonte Schulze. So etwas werde oft nicht in Relation gesetzt – auch nicht in diesem Film.
Dass David Sievekings Film zur Diskussion Pro & Contra Impfen kaum Fakten beiträgt, bedauerte auch Prof. Klaus Cichutek. „Letztlich verbreitet dieser Film zahlreiche Fehlinformationen und wiederholt Mythen, die wissenschaftlich längst widerlegt sind,“ resümierte der Präsident des Paul-Ehrlich Instituts.
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