Eine Frau mit Ovarial-Karzinom und ungewöhnlichem Brust-Befund

  • Dr.med.Thomas Kron
  • Patienten-Fall
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Kernbotschaften

Metastasen in der Brust sind äußerst selten, sollten aber bei Patientinnen mit einem neu aufgetretenen tumor-verdächtigen Befund in Betracht gezogen werden, insbesondere bei Frauen mit malignen Erkrankungen in der Vorgeschichte. Werden Metastasen in einer Brustdrüse diagnostiziert, sollte bei betroffenen Frauen auf eine Ausbreitung in die kontralaterale Brustdrüse geachtet werden, raten US-Onkologen um Dr. Steven Raymond Miller (Barbara Ann Karmanos Cancer Institute, Detroit).

Die Patientin und ihre Geschichte

Eine Frau mit serösem Ovarial-Karzinom stellte sich wegen eines neuen tumorartigen Befunds in der rechten Brust vor. Bei der Untersuchung zeigte sich in den unteren Quadranten der rechten Brust Orangenhaut. Es wurde keine axilläre Adenopathie oder eine Inversion der Brustwarze festgestellt; die Patientin verneinte jeglichen Ausfluss aus der Brustwarze oder Schmerzen.

Das Ovarial-Karzinom wurde fünf Jahre zuvor diagnostiziert. Die Therapie bestand aus Hysterektomie, bilateraler Salpingo-Oophorektomie, Omentektomie, Argonstrahlablation und einer Carboplatin- und Paclitaxel-Chemotherapie. Zwei Jahre später erhielt sie wegen des Verdachts auf ein Rezidiv neun Zyklen Carboplatin, Doxorubicin und Bevacizumab, gefolgt von sechs Zyklen Bevacizumab-Erhaltungstherapie. Während der Erhaltungstherapie bemerkte die Patientin eine Schwellung der rechten Brustdrüse. Daraufhin wurde eine CT der Brust, des Abdomens und des Beckens durchgeführt; dabei wurde eine asymmetrische Zunahme des Weichteilgewebes und der Hautverdickung festgestellt. 

Eine histologische Untersuchung entnommenen Gewebes ergab ein metastasierendes seröses Karzinom, das auf ein primäres Ovarial-Karzinom zurückzuführen war. Eine Mastektomie lehnte die Frau allerdings ab. Aufgrund des Fortschreitens der Erkrankung nach Carboplatin-Therapie erhilt die Patientin eine systemische Therapie mit Paclitaxel und Bevacizumab, gefolgt von einer Olaparib.

Befunde, Diagnose und Verlauf

Eine erneute histologische Untersuchung bestätigte den Befund einer Metastase eines hochgradigen Ovarial-Karzinoms vom serösen Typ. Weitere Untersuchungen sprachen ebenfalls dafür: So ergab die immunhistochemische Analyse Tumorzellen, die positiv für PAX-8, WT-1 und p53 waren. Für GATA-3 waren sie negativ. Darüber hinaus war der Wert des Krebsantigens 125 (CA-125) erhöht (101 U/ml, Normalbereich: 0-35 U/ml). 

Die Patientin erhielt eine Bestrahlung (5200 cGy) ohne Chemotherapie. Einen Monat nach der Behandlung wurde in der rechten Brust kein erneuter pathologischer Befund erhoben. Allerdings hatte die Patientin auch in der kontralateralen (linken) Brustdrüse Hautveränderungen, die auf eine Metastasierung hindeuteten. Eine anschließende Biopsie bestätigte diesen Verdacht, so dass die Frau sich erneut einer Strahlentherapie unterzog.

Diskussion

Das hochgradige seröse Ovarial-Karzinom ist die häufigste und zugleich tödlichste Form dieses Malignoms. Die meisten Patientinnen mit einem solchen Tumor entwickeln den Autoren zufolge Metastasen. Am häufigsten sei eine lokale Metastasierung in das Peritoneum und das Omentum; eine lymphatische oder hämatogene Ausbreitung komme vor, sei aber selten.

Die Ausbreitung von Metastasen in die Brustdrüsen sei besonders selten. Extramammäre Metastasen in der Brust machen nach Angaben der Autoren <1 % der Brust-Tumoren aus. Noch seltener sei die bilaterale Metastasierung.

Die Unterscheidung zwischen einer Metastase und einer primären Mamma-Karzinom könne schwierig sein, erklären die US-Onkologen. So hätten das metastasierte seröse Ovarial-Karzinom und das duktale Karzinom der Brust histologisch Gemeinsamkeiten wie Pleomorphismus, prominente Nukleoli und Kernatypien. Zur Differenzierung werde daher oft die Immunhistochemie eingesetzt. Zu den Tumormarkern, die bei Ovarial-Karzinomen typischerweise erhöht seien, gehörten PAX-8, WT-1 und CA-125. Auch CA-125 im Serum sei häufig erhöht. Bemerkenswert sei zudem, dass sowohl Metastasen als auch Primärtumore eine erhöhte Expression des Östrogen- und des Progesteron-Rezeptors aufweisen könnten.