Eine Frau mit Kopfschmerzen, Optikusatrophie und Stauungspapille
- Dr. med. Thomas Kron
- Patienten-Fall
Kernbotschaften
Bei Patienten, die sich wegen akuter Kopfschmerzen notfallmäßig sollten die Hirnnervenfunktionen und der Visus inklusive Augenhintergrund untersucht werden, am besten schon in der Notaufnahme. Die Frage nach dem Warum beantwortet unter anderem die Krankengeschichte einer 72-jährigen Frau, die ein Team um den Neurologe Prof. Dr. Hans-Christian Hansen vom Friedrich-Ebert- Krankenhaus Neumünster geschildert hat.
Die Patientin und ihre Geschichte
Die 72-jährige Frau stellte sich mit Kopfschmerzen, Übelkeit und Sehstörungen vor, die seit zwei Wochen zunahmen. Ein Trauma hatte die Frau nicht erlitten; sie nahm keine Gerinnungshemmer ein.
Die Befunde
- Rechtsseitige Ptosis, leichtes Auswärtsschielen, vertikal eingeschränkte Blickbeweglichkeit und erweiterte Pupille mit nahezu erloschener Lichtreaktion
- Linksseitig keine Augen- und Pupillenmotilitätsstörungen
- Inkomplette Okulomotoriusparese rechts mit Verdacht auf Affektion des ipsilateralen Sehnerven.
- Visus rechts 1/10, links 10/10
- Kein Meningismus und Fieber, keine anderen Entzündungszeichen, keine Extremitätensymptome oder psychische Störungen
- Fundusfotografien: rechtsseitige Papillenatrophie und einer linksseitigen Stauungspapille
- Transbulbäre Sonographie des Sehnerven: links Dilatation der Sehnervhülle (6,5 mm Optikus- hüllendurchmesser, ONSD, pathologisch ab 5 mm); rechts Normalbefund (ONSD 4 mm)
- Die MRT-Bilder in axialer Orientierung: große rechts paraselläre Raumforderung (größter Durchmesser 3,5 cm)
Die Diagnose der behandelnden Neurologen lautete: Foster Kennedy-Syndrom (FKS).
Diskussion
Asymmetrische Papillenbefunde legen den Autoren zufolge die Differenzialdiagnose eines Foster Kennedy-Syndroms nahe. Beim Foster Kennedy-Syndrom bewirkt eine intrazerebrale Raumforderung eine Mittellinienverlagerung mit konsekutiver intrakranieller Drucksteigerung; diese dokumentiere sich kontralateral als Dilatation der Sehnervenhülle mit Stauungspapille, erklären Hansen und seine Kollegen; auf der Seite der Raumforderung komme es durch Kompression zur Atrophie des Sehnerven und schließlich zum Visusverlust. Auf der Seite der Raumforderung bleibe durch die tumorbedingte Blockade des Canalis opticus sowohl die Dilatation der Sehnervenhülle als auch die Papillenstauung aus.
Die häufigsten Ursachen des FKS sind nach Angaben der Autoren Tumoren wie etwa paraselläre Meningeome. Selten seien entzündliche oder vaskuläre Prozesse mit zusätzlicher Papillitis, die eine Stauungspapille vortäuschten. Im Falle der hier vorgestellten Patientin handelte es sich bei der Raumforderung um ein inaktives Hypophysenadenom.
Ob eine prominente Papille vorliege, sei mit der transbulbären Sehnervsonographie schnell zu klären; ergänzend liefere der Sehnervhüllendurchmesser (ONSD) wichtige Zusatzinformationen über die intrakranielle Drucksituation.
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