Eine Brustkrebs-Patientin mit ungewöhnlichem Lymphknoten-Befall
- Dr. med. Thomas Kron
- Patienten-Fall
Kernbotschaften
Die häufigsten Metastasen bei Brustkrebs sind in den Knochen, der Lunge, der Leber und dem Gehirn zu finden. Über eine Brustkrebs-Patientin mit einer ungewöhnlichen Metastasierung berichten
indische Ärzte (All India Institute of Medical Sciences Bhubaneswar, Odisha) in der Fachzeitschrift „BMJ Case Reports“.
Die Patientin und ihre Geschichte
Eine etwas über 50 Jahre alte Patientin stellte sich primär wegen eines Knotens in der rechten Brust vor, der ihren Angaben zufolge seit drei Monaten bestand.
Primäre Befunde und Therapie
Die Kernnadelbiopsie des Knotens ergab ein infiltrierendes duktales Karzinom; immunhistochemisch handelte es sich um ein dreifach-negatives Mamma-Karzinom. Viszerale und ossäre Metastasen wurden computertomographisch und szintigraphisch ausgeschlossen.
Die Patientin erhielt eine neoadjuvante Chemotherapie mit Paclitaxel und Carboplatin (sechs Zyklen, dreiwöchige Intervalle). Danach wurde eine radikale Mastektomie vorgenommen. Die postoperative Histopathologie zeigte keinen Resttumor in der Brust, 6 der 25 entnommenen axillären Lymphknoten waren positiv für Malignität.
Postoperativ wurde eine Strahlentherapie vorgenommen (rechte Brustwand, Axilla und Fossa supraclavicularis), anschließend wurde der Patientin die Einnahme von Capecitabin in Tablettenform empfohlen. Die Patientin war, wie die Autoren berichten, jedoch aufgrund der finanziellen Belastung durch die lange Therapie nicht bereit, sich weiter behandeln zu lassen.
Weiterer Verlauf
Fünf Monate nach Abschluss der Behandlung klagte die Patientin über Schmerzen und Schwellungen in der rechten Leiste. Die klinische Untersuchung ergab eine bewegliche, nicht druckempfindliche Schwellung in der rechten Leiste. Bei der kontastmittel-verstärkten CT des Abdomens und des Beckens wurde ein 2 cm × 1,5 cm großer rechter Leistenlymphknoten festgestellt. Die Exzisionsbiopsie ergab Tumorgewebe, das morphologisch mit einem Mamma-Karzinom übereinstimmte und immunhistochemisch ebenfalls dreifach-negativ war.
Die Patientin erhielt daraufhin eine palliative Strahlentherapie der rechten Leisten- und Beckenregion und dann noch eine palliative Chemotherapie (Capecitabin). Nach drei Zyklen der Chemotherapie starb die Patientin.
Diskussion
Brustkrebs-Metastasen in den inguinalen Lymphknoten sind extrem selten. In der englischsprachigen Fachliteratur wurden nach Angaben der Autoren bisher nur sechs Fälle dokumentiert. Es werde angenommen, dass das Stadium, die Histopathologie und der Hormonstatus der Primärerkrankung wichtige Faktoren seien, die die Entwicklung von inguinalen Metastasen beeinflussen könnten. Die Patientin der aktuellen Kasuistik hatte zum Zeitpunkt der Tumor-Diagnose ein triple-negatives Mamma-Karzinom im Stadium IIIA. Mit Ausnahme einer der Frauen mit Leistenmetastasen waren alle Fälle im Stadium III und hormonrezeptor-negativ.
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