Eine Brustkrebs-Patientin mit einem überraschenden Lungenbefund

  • Dr. med. Thomas Kron
  • Patienten-Fall
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Kernbotschaften

Wenn beim Tumor-Staging unklare Herdbefunde entdeckt werden, sollten nicht nur Metastasen des Primärtumors in Betracht gezogen werden, sondern auch andere Tumorentitäten. Zur sicheren Diagnosestellung sollte, wenn möglich, eine histologische Sicherung angestrebt werden, raten Gynäkologinnen vom Universitätsklinikum Düsseldorf. Anlass ist die Krankengeschichte einer jungen Brustkrebs-Patientin.

Die Patientin und ihre Geschichte

Die 38-jährige Frau habe sich zur Zweitmeinung im Brustzentrum der Universitätsklinik Düsseldorf vorgestellt, berichten Dorothee Haas und ihre Kolleginnen Tanja Fehm sowie Natalia Krawczyk. Extern sei bereits ein Mamma-Karzinom (rechts) histologisch gesichert worden (mäßig differenziert, triple-positiv, Ki67 45 %, Tumorstadium cT1c cN0 cMx). Aufgrund der Indikation zu einer neoadjuvanten Chemotherapie sei ein Staging vorgenommen worden (CT von Thorax und Abdomen sowie Knochenszintigraphie). 

Die Befunde

  • Knochenszintigraphie: kein Hinweis auf Knochen-Metastasen 
  • Thorax-CT: pulmonaler Herdbefund im rechten Unterlappen mit einem Durchmesser von etwa 10 cm
  • Histologische Untersuchung des Herdbefundes: spindelzellartige solide Läsion, histomorphologisch und immunhistologisch vereinbar mit Anteilen eines Schwannoms; keine  Absiedlungen des Mamma-Karzinoms; Proliferationsindex Ki-67 maximal 10 Prozent 

Therapie und Verlauf

Bei einem niedrigen Proliferationsindex  des Schwannoms und klinisch asymptomatischer Patientin beurteilten die Düsseldorfer Ärzte das Mamma-Karzinom als „prognoseführenden“ Tumor-Befund. Daher habe die Patientin zunächst eine Chemotherapie erhalten. Danach sei die Brust-Operation vorgenommen worden (Befund: Komplettremission). Daraufhin sei die Resektion des pulmonalen Schwannoms geplant worden.

Diskussion

Schwannome sind Tumoren des peripheren Nervensystems, die in der Regel solitär auftreten und häufig asymptomatisch verlaufen. Sie könnten intrakranial, intraspinal, peripher und vereinzelt auch viszeral lokalisiert sein. Meist seien sie benigne; eine Entartung sei  selten. Anhand des Ki-67 lasse sich das maligne Potenzial abschätzen. 

Pulmonale Schwannome seien eine Seltenheit und machten nur 0,2 Prozent der pulmonalen Neo- plasien aus. Außer benignen Formen mit geringem Rezidivrisiko gebe es auch maligne Befunde mit hohem Metastasierungs-Potenzial und niedriger Überlebensrate. Die Therapie der Wahl ist die operative Entfernung. Im Fall der 38-jährigen Frau sei es ein Schwannom mit einer niedrigen Proliferationsrate gewesen. Aufgrund der Größe des pulmonalen Befundes  sei jedoch eine Kompression umliegender Strukturen, vor allen der Bronchien, möglich gewesen. Dies, so die Autorinnen, könne unter immunsuppressiver Chemotherapie das Risiko für poststenotische infektiologische Komplikationen erhöhen.