Eine 14-Jährige und eine spitze Weihnachts-Überraschung
- Dr. med. Thomas Kron
- Patienten-Fall
Kernbotschaften
Die von Kleinkindern am häufigsten aspirierten Fremdkörper sind Nüsse bei älteren Kindern und bei Jugendlichen sind auch Nadeln ein Risiko. Welche Folgen die Aspiration einer Nadel haben kann, schildert ein Berliner Ärzte-Team um den Kinderchirurgen Dr. Heiko Graffstädt in der Fachzeitschrift „respiratory MEDICINE“.
https://www.resmedjournal.com/article/S0954-6111(05)00116-2/fulltext
Anlass ist die Krankengeschichte einer 14-jährigen Jugendlichen.
Die Patientin und ihre Geschichte
An Heiligabend bekam die Jugendliche plötzlich Husten, nachdem sie eine Nadel aspiriert hatte, die sie zum Befestigen ihres Kopftuches benutzt hatte. In der Notaufnahme der Charité klagte sie nach Angaben der Autoren über etwas Husten und leichte Thoraxschmerzen, aber nicht über Atemnot.
Die Befunde
- Thorax-Röntgenaufnahme: Nadel im rechten Hauptbronchus
- Bronchoskopie (einige Stunden später, da bei Eintritt in die Notaufnahme kein leerer Magen): kein Fremdkörper und unauffällige Schleimhäute
- Röntgenuntersuchung im Operationssaal ergab, dass die Nadel nun hinter das Zwerchfell ragte.
- Sofortige gastro-ösophageale Endoskopie: kein Fremdkörper und intakte Schleimhaut
- Röntgenbild des Abdomens am Tag danach: Nadel im kleinen Becken sichtbar
Am dritten Tag wurde die Nadel nach Angaben der Autoren auf natürliche Weise ausgeschieden.
Diskussion
Die Aspiration oder das Verschlucken von scharfen Nadeln kann zu schwerwiegenden Verletzungen bis hin zur Perforation führen. Die Jugendliche hatte allerdings weder lokale Verletzungen der Bronchialschleimhaut noch des Magen-Darm-Trakts. Dies ist den Autoren zufolge besonders bemerkenswert, da es keine andere Erklärung dafür gibt, als dass die primär aspirierte Nadel durch Husten in den Mund und dann in die Speiseröhre und den Magen-Darm-Trakt gelangt sein muss. Dieser Vorgang sei von der Patientin jedoch nicht bemerkt worden. Schmerzen oder andere Beschwerden habe sie zu keinem Zeitpunkt gehabt.
Zur Aspiration von Nadeln kommt es laut Heiko Graffstädt und seinen Kollegen insbesondere dann, wenn man mit einer Nadel zwischen den Zählen plötzlich husten oder lachen muss. Wie die Autoren weiter berichten, haben sie einmal eine Jugendliche behandelt, die eine Nadel aspirierte, die sie mit ihren Zähnen fixierte, als sie, auf den Schultern einer Freundin sitzend, ein Poster in ihrem Zimmer aufhängen wollte; zur Aspiration kam es, als sie plötzlich lachen musste. Kinder und Jugendliche sollten daher davor gewarnt werden, Nadeln mit den Zähnen zu fixieren, um so beide Hände frei zu haben, warnen die Autoren. Der Fall der in den Darm gewanderten Nadel erinnere zudem daran, aspirierte Fremdkörper so früh wie möglich zu diagnostizieren, um ein Wandern zu verhindern, was weitere Risiken und diagnostische und therapeutische Verfahren nach sich ziehen könne.
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