Eine „Polypille“ könnte ältere Risikopatienten vor funktionellen Verlusten schützen
- Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Bei mehr als 65 Jahre alten Individuen mit einem intermediärem Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen, die eine sogenannte Polypille mit Antihypertensiva und einem Statin eingenommen hatten, waren funktionelle Verluste (gemessen mit der Skala Standard Assessment of Global Everyday Activities) über einen Zeitraum von 5 Jahren gegenüber Placebo signifikant reduziert. Die kognitiven Einbußen unterschieden sich in den beiden Gruppen dagegen nicht.
Hintergrund
Zwar besteht eine Assoziation zwischen vaskulären Risikofaktoren und nachlassenden kognitiven Leistungen. Der Versuch, einzelne Risikofaktoren zu adressieren, hat jedoch nach Darstellung der Autoren der aktuellen Studie keinen Effekt bezüglich der Bewahrung kognitiver Leistungen gezeigt. Sie wollten deshalb bei Menschen mit Risikofaktoren, aber ohne manifeste kardiovaskuläre Erkrankungen überprüfen, ob eine „Polypille“ mit Antihypertensiva und einem Statin den kognitiven und funktionalen Niedergang verringern würde.
Design
Die randomisierte internationale Studie Polycap 3 (TIPS-3) hatte ursprünglich 2389 Individuen mit einem Mindestalter von 65 Jahren und intermediärem Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten rekrutiert. Sie erhielten in einem 2 x 2 x 2 faktoriellen Design eine Polypille (40 mg Simvastatin. 100 mg Atenolol, 25 mg Hydrochlorothiazid, 10 mg Ramipril) vs. Placebo; 75 mg Aspirin vs. Placebo; oder Vitamin D vs. Placebo (ein Vergleich, der in der aktuellen Arbeit nicht berichtet wird). Die Anfangs- und Abschlussuntersuchung absolvierten 88 % dieser Probanden. Sie waren im Durchschnitt 70,1 Jahre alt und zu 60 % weiblich. Primäres Studienziel war ein Kompositwert aus dem Anteil der Teilnehmer, deren kognitive oder funktionale Leistungsfähigkeit im Verlauf von 5 Jahren um mehr als 1,5 Standardabweichungen abnahm.
Ergebnisse
- Unter der Polypille reduzierte sich der durchschnittliche systolische Blutdruck von 146,1 um 5,7 mm Hg. Der Durchschnittswert des LDL-Cholesterin nahm von 124,3 um 24 mg/dL ab.
- In der 5-jährigen Nachverfolgungszeit gab es bei den Kognitionsverlusten keine signifikanten Unterschiede zwischen Polypille und Placebo. Die Anzahl der Teilnehmer mit substanziellen kognitiven Einbußen betrug 356 vs 328. Eine Demenz wurde 2 Teilnehmern unter der Polypille diagnostiziert, und 4 Placebo-Empfängern.
- In funktioneller Hinsicht waren die Einbußen – gemessen anhand der Global Everyday Acitivities-Werte – unter der Polypille mit 0,06 geringer als unter Placebo (0,15). Auch die Kombination aus Polypille und Aspirin war mit 0,01 besser als Placebo (0,14), und die Differenz war bei beiden Vergleichen statistisch signifikant (P = 0,01).
Klinische Bedeutung
Bei älteren Menschen mit intermediärem kardiovaskulärem Risiko war die Polypille mit und ohne Aspirin mit einer Reduktion von funktionellen Verlusten assoziiert, wogegen die Kognition nicht besser bewahrt wurde, als mit Placebo.
Finanzierung: Wellcome Trust, Canadian Institutes for Health Research, Cadila Pharmaceuticals, Population Health Research Institute, Council for Health Research and Development (Philippinen),Secretaria de Salud del Departamento de Santander (Kolumbien), und St John’s Research Institute (Indien).
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