Ein überraschender Blasen-Befund nach Entfernung eines Karzinoms
- Dr. med. Thomas Kron
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaften
In der Medizin sollte man niemals nie sagen. Dass dies ratsam ist, zeigt unter anderen die Krankheitsgeschichte eines Mannes mit einem Tumor der Harnblase, die japanischen Ärzte um Dr. Toshiki Oka (Osaka National Hospital) im „Journal of Medical Case Reports“ geschildert haben.
Der Patient und seine Geschichte
Bei dem 83-jährigen Mann wurde nach einer transurethralen Resektion eines Urothelkarzinoms (rechte Blasenwand) eine erneute Routinezystoskopie durchgeführt. Seit der Tumor-Entfernung (2012) war bei keiner Kontrolluntersuchung ein auffälliger Befund erhoben worden. Diesmal ergab die Zystoskopie jedoch den Verdacht auf ein Rezidiv, so dass weitere diagnostische Untersuchungen vorgenommen wurden.
Die Befunde
- Die abdominale Computertomographie zeigte eine Masse mit Verkalkung in der rechten Harnblasenwand.
- Die Magnetresonanztomographie ergab einen Tumor mit hoher Signalintensität in der diffusionsgewichteten Bildgebung, ohne offensichtliche Invasion der Muskelschicht.
- Die mikroskopische Untersuchung des bei der Tumor-Resektion (2019) entfernten Gewebes zeigte spindelförmige oder sternförmige Zellen mit irregulär vergrößerten Kernen, von denen einige unnatürliche Formationen von Osteoid und Knorpelgewebe aufwiesen. Die Immunfärbung war positiv für Desmin, SMA, Vimentin, Ki-67 und p53, und negativ für CD34, c-kit, AE1/ AE3 und p16 (Abb. 3 C/D).
Da keine Urothelkarzinom-Komponente festgestellt und kein Skelett-Tumor gefunden wurde, lautete die Diagnose der japanischen Ärzte Blasenosteosarkom.
Therapie und Verlauf
Im Oktober 2019 wurde eine erneute transurethrale Resektion vorgenommen. Die histopathologische Untersuchung ergab keinen malignen Befund. 29 Monate nach der Operation lebt der Patient noch immer ohne Rezidiv.
Diskussion
Osteosarkome, die außerhalb des Knochens entstehen, werden als extraskelettale Osteosarkome bezeichnet. Sie machen nach Angaben der Autoren vier Prozent aller Osteosarkome aus. Strahlentherapie, Bilharziose, Trauma, Divertikel, Chemotherapien (z. B. Cyclophosphamid) und häufige Harnwegsinfektionen gelten als Risikofaktoren für primäre extraskelettale Osteosarkome, einschließlich Blasenosteosarkomen.
Osteosarkome, die von der Blase ausgehen, sind offenbar sehr selten; bisher seien nur 38 Fälle publiziert worden, berichten die japanischen Autoren. Die Diagnose eines Osteosarkoms der Blase erfordert, wie sie weiter erklären, den Ausschluss zum Beispiel von sarkomatoiden Veränderungen eines Urothelkarzinoms, eines Urothelkarzinoms mit Verknöcherung, eines Karzinoms mit pseudosarkomatoider Stromareaktion, eines malignen fibrösen Histiozytoms, eines synovialen und epithelialen Sarkoms und eines Karzinosarkoms der Blase.
In den englischsprachigen Berichten zu Blasenosteosarkomen betrug das mittlere Alter der Patienten knapp 66 Jahre (24-86) Jahren. Ein typisches Symptom ist eine Hämaturie. Sieben Patienten hatten zum Zeitpunkt der Diagnose offensichtliche Metastasen, 24 Patienten hatten keine Metastasen. In den meisten Fällen sei ein chirurgischer Eingriff (z.B. eine totale Zystektomie oder eine Tumor-Resektion) durchgeführt worden, in vier Fällen sei eine Radiatio hinzugekommen. Fünf Patienten hätten auch eine Chemotherapie erhalten; viele Patienten seien allerdings innerhalb eines Jahres gestorben.
Sieben Patienten hätten länger als ein Jahr überlebt, berichten die Autoren weiter. Der 83-jährige Mann sei ihres Wissens der einzige Patient, bei dem allein mit einer transurethralen Resektion ein „Langzeitüberleben“ erreicht worden sei. Die Autoren um Toshiki Oka gehen davon aus, dass dies auf die frühzeitige Entdeckung des Blasenkrebses bei den regelmäßigen Nachuntersuchungen des noch asymptomatischen Patienten zurückzuführen sei.
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