Ein richtig fieses Team: Asthma und Hypertonie
- Dr. med. Thomas Kron
- Im Diskurs
Von Bluthochdruck wie auch Asthma bronchiale sind weltweit viele Millionen Menschen betroffen - Tendenz steigend. Es werde geschätzt, dass die Zahl der 300 Millionen Menschen mit Asthma bis 2025 auf 400 Millionen steigen werde, so die Immunologen und Allergologen Sandra C. Christiansen und Bruce L. Zuraw (beide UC San Diego Health). Rund 870 Millionen Menschen hätten einen systolischen Blutdruck von über 140 mmHg; auch von der Hypertonie-Prävalenz werde angenommen, dass sie in den kommenden Jahren weiter zunehmen werde, berichten die US-Mediziner im „New England Journal of Medicine“.
Beide Erkrankungen stellen bereits allein eine enorme Herausforderung selbst für wohlhabende Länder dar; besonders groß ist die Belastung dann, wenn sie gemeinsam auftreten - was aufgrund der hohen Prävalenz beider chronischer Erkrankungen nicht unwahrscheinlich ist. Allerdings sei bei Asthma-Patienten Bluthochdruck auch unabhängig von den klassischen Risikofaktoren häufiger als bei Menschen ohne Asthma, erklären die Allergologen. Zudem sei Bluthochdruck mit schwerer ausgeprägtem Asthma assoziiert; eine verminderte Lungenfunktion wiederum gehe mit einer erhöhten kardiovaskulären Mortalität einher.
Entzündung ein wesentlicher pathogenetischer Faktor
Prädisponierend für das gemeinsame Auftreten von Asthma und Bluthochdruck - die beiden Wissenschaftler reden hier auch vom Hypertonie-Asthma-Phänotyp - seien Erbanlagen, Stress, Lebensweise und entzündliche Mechanismen. Es sei heute weitgehend anerkannt dass entzündliche Vorgänge fundamentale Bedeutung für Pathogenese von Asthma und Bluthochdruck sowie dessen Konsequenzen hätten.
Von Bluthochdruck betroffen ist laut Sandra Christiansen und Bruce Zuraw vor allem ein bestimmter Asthma-Phänotyp, der sogenannte Niedrig-Inflammations-Typ (type 2 low inflammation). Klinischen Untersuchungen zufolge sei für diese Patienten höheres Alter typisch, außerdem späteres Auftreten der Atemwegs-Erkrankung, höherer BMI, schwerere Erkrankung, geringere Atopie und größere Steroid-Resistenz. Insgesamt sprechen mehrere klinische Beobachtungen dafür, dass inflammatorische Stoffwechselwege des Niedrig-Inflammations-Typs die beiden Erkrankungen pathogenetisch miteinander verbinden.
Dabei spielen mehrere Zytokine eine Rolle spielen, etwa das Interferon Gamma. Beim Asthma gehen erhöhte Werte dieses Interferons mit einer verstärkten bronchialen Überempfindlichkeit und Erkrankungsschwere einher. Beim Bluthochdruck reagieren bestimmte Immunzellen verstärkt auf das Interferon. Ein weiteres Zytokin ist das Interleukin 17. Dieses Zytokin induziere Zellen der glatten Gefäß- und Atemwegsmuskulatur zur Ausschüttung von proinflammatorischen Zytokinen. Interleukin 17 sei so auch am Umbau der glatten Muskulatur der Gefäß- und Atemwege beteiligt, erklären die Wissenschaftler.
Ein monoklonaler Antikörper (Brodalumab) gegen den Interleukin-17-Rezeptor habe in einer kontrollierten Studie bei Asthma-Patienten allerdings nur in der Subgruppe von Patienten mit sehr reversiblem FEV1 eine statistisch signifikanten positiven Effekt gehabt. Eine klinische Studie mit einer solchen Patienten-Population ist dann jedoch wegen mangelnder Effektivität der Prüfsubstanz vorzeitig beendet worden.
Wissenschaftlich interessant und auch therapeutisch wichtig
Die Mechanismen, die Asthma und Bluthochdruck miteinander verbinden, sind den Autoren zufolge nicht nur von theoretischem Interessen; sie hätten auch Bedeutung für die Therapie. Bekannt ist, dass Asthma-Patienten keine Betablocker erhalten sollten. Asthma-Exazerbationen und tödliche Verläufe sollen sogar nach Anwendung von Augentropfen aufgetreten sein, die nicht-selektive Betablocker zur Glaukom-Therapie enthielten.
Bei einer Minderheit der Asthma-Patienten könnten auch ACE-Hemmer schädlich sein, warnen die US-Allergologen. So gebe es Studienhinweise auf einen Zusammenhang zwischen zunehmender Schwere der Atemwegserkrankung unter der antihypertensiven Therapie mit ACE-Hemmern. In einer Fall-Kontrollstudie waren ACE-Hemmer mit einem häufigeren Gebrauch von kurzwirksamen Betamimetika , systemischen Steroiden und mit mehr Notfall-Aufnahmen assoziiert. Die zu bevorzugende Substanz-Gruppe für Asthma-Patienten mit Bluthochdruck sind lautvermutlich Sartane, die weder Husten induzieren noch die bronchiale Überempfindlichkeit fördern. Besonders vorteilhaft seien für diese Patienten möglicherweise Kalzium-Antagonisten, da sie die Kontraktilität der glatten Muskulatur mindern und eine leichte Bronchodilatation bewirken könnten. Es gebe allerdings noch keine Belege, dass sie im klinischen Alltag tatsächlich günstige Effekte auf den Verlauf bei Asthma hätten.
PS. Mit Sicherheit besonders vorteilhaft ist eine nicht-medikamentöse Therapie - und zwar körperliche Bewegung. Dies gilt für Asthma-Kranke, Bluthochdruck-Patienten und auch für Menschen mit beiden Leiden.
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