Ein Patient mit einem Krampfanfall und einer Fraktur
- Dr. med. Thomas Kron
- Patienten-Fall
Kernbotschaften
Bei Patienten mit generalisierten tonisch-klonischen Krampfanfällen sollte an die Möglichkeit einer Fraktur gedacht werden, und zwar auch dann, wenn die Patienten nicht gestürzt sind, wie die Krankengeschichte eines Mannes zeigt, die Unfallchirurgen der TU München geschildert haben.
Der Patient und seine Geschichte
Der Patient erlitt auf dem Klinikparkplatz in seinem Auto einen generalisierten Krampfanfall. Beim Eintreffen des Notfallteams sei er wach, postiktal verlangsamt und erschöpft gewesen, berichten die Autoren. Während der kranialen Computertomographie im Klinikum sei es erneut zu einem generalisierten Krampfanfall ohne Sturz gekommen.cDer zweite Krampfanfall sei durch Midazolam durchbrochen worden.
Der Patient hatte nach Angaben der Autoren früher bereits einen epileptischen Krampfanfall nach Embolisation einer arteriovenösen Malformation und intrazerebraler Blutung erlitten. Eine Dauermedikation mit einem Antikonvulsivum oder anderen Medikamenten habe nicht bestanden.
Die Befunde
- Initial nur zur Person orientierter Patient ohne fokale neurologische Defizite, leicht somnolent
- Pupillen isokor und prompt lauf Licht reagierend
- Trotz retrograder Amnesie innerhalb einer Stunde wieder vollständig orientiert
- Keine Hinweise auf äußere und knöcherne Verletzungen
- Keine Druckschmerzen über der Wirbelsäule, keine motorischen und sensiblen Ausfälle, intakte periphere Durchblutung
Therapie und Verlauf
Stationäre Aufnahme und weitere Behandlung in der Klinik für Neurologie, Levetiracetam als Dauermedikation
Aufgrund von lumbalen Rückenschmerzen einen Tag nach der Aufnahme CT der LWS, Befund: nstabile LWK-5- Berstungsfraktur
Therapie: operative Stabilisierung
Diskussion und Empfehlungen
Das Frakturrisiko bei Epileptikern ist nach Angaben der Autoren um Dr. Patrick Pflüger im Vergleich zur Normalpopulation um das 2- bis 6-fache erhöht. Die Frakturen seien meist durch einen Sturz oder Unfall während des Krampfanfalls bedingt. Wirbelkörperfrakturen ohne Trauma infolge von paraspinalen Muskelkontraktionen während eines generalisierten Krampfanfalls seien selten. Die Prävalenz von symptomatischen Wirbelkörperfrakturen nach einem generalisierten Krampfanfall liege bei etwa einem Prozent. Allerdings könne bei bis zu 16 Prozent der beschwerdefreien Patienten nach einem generalisierten Krampfanfall eine Wirbelkörperfraktur vorliegen.
Aufgrund der thorakalen Kyphose seien solche Wirbelkörperfrakturen meist in der Brustwirbelsäule lokalisiert. Betroffen seien vorwiegend Männer im dritten bis vierten Lebensjahrzehnt. Diese Beobachtung lasse sich durch die erhöhte Muskelmasse dieser Männer im Vergleich zu Frauen gleichen Alters oder älteren Männern erklären. Ein weiterer Risikofaktor sei die Einnahme von Antikonvulsiva, die bei langjährigem Gebrauch zu einer Reduktion der Knochendichte führen könnten.
Pflüger und seine Kollegen raten, bei Patienten mit generalisiertem tonisch-klonischem Krampfanfall nach der postiktalen Phase eine erneute umfassende körperliche Untersuchung vorzunehmen.
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