Ein Mann mit lumbalen Schmerzen und Melanom-Metastasen in der Leber und im Skelett
- Dr. med. Thomas Kron
- Patienten-Fall
Kernbotschaften
Manche Melanome, insbesondere amelanotische, werden oft erst spät erkannt. Eine besondere Herausforderung sind diese Malignome, wenn sie mit bloßem Auge grundsätzlich nicht zu sehen sind. Ein solches primär „unsichtbare“ Melanom haben indische Ärzte bei einem fast 60 Jahre alten Mann entdeckt.
Der Patient und seine Geschichte
Der Mann stellte sich wegen Rückenschmerzen vor, die seit sechs Monaten bestanden; außerdem gab er einen Gewichtsverlust von mehr als 5 kg innerhalb von drei Monaten an. Die Anamnese war insgesamt unauffällig (keine Begleiterkrankungen, kein Alkohol- oder Nikotin-Abusus).
Die Befunde
- Bei der Aufnahme-Untersuchung war der blass aussehende Mann im Bereich der lumbalen Wirbelsäule nicht schmerzempfindlich. Die klinische Untersuchung des Abdomens war unauffällig, ebenso die rektale Untersuchung.
- Die Labordiagnostik ergab einen Hämoglobinwert von nur 84 g/l, weshalb eine Bluttransfusion vorgenommen wurde.
- Die Röntgenaufnahme zeigte mehrere kollabierte lumbale Wirbelkörper.
- Sonografisch waren mehrere echoarme Läsionen in der Leber zu sehen, was auf Metastasen hindeute.
- Eine ultraschallgesteuerte Leber-Biopsie führte zu der Diagnose eines metastasierenden Melanoms.
Weitere Diagnostik und Verlauf
Da der Verdacht auf eine Metastase eines kutanen Melanoms bestand, wurde eine gründliche Hautuntersuchung durchgeführt, die jedoch negativ ausfiel. Der Patient verneinte auch eine Vorgeschichte mit schwarzen Flecken auf der Haut. Weder die ophthalmologische Untersuchung noch die Koloskopie ergaben signifikante Befunde. Wegen häufiger Teerstühle wurde eine Gastroskopis vorgenommen; dabei zeigte sich ein einzelner 3×2,5 cm großer oberflächlicher „Fleck“ mit schwärzlichen Ablagerungen auf der Magenschleimhaut. Die histologische Untersuchung ergab einen infiltrierenden Tumor, der sich als Melanom erwies. Eine Ganzkörper-18-Fluordesoxyglucose-Positronen-Emissions-Tomographie-CT zeigte mehrere Läsionen in der Leber und im Skelett.
Die endgültige Diagnose der indischen Ärzte lautete: Melanom des Magens mit multiplen Leber- und Knochenmetastasen (Stadium IV). Der Patient starb fünf Monate nach der Tumor-Diagnose.
Diskussion
Das Schleimhaut-Melanom ist laut der Deutschen Krebsgesellschaft ein sehr seltener Subtyp. Es macht etwa ein Prozent aller Melanome aus und findet sich vor allem im Kopf-Hals-Bereich (etwa in der Mundschleimhaut), aber auch in der Anorektalregion sowie im Genitaltrakt. Schleimhaut- Melanome sind deutlich häufiger amelanotisch als kutane Melanome.
Dabei können außer den Mund- und Genitalschleimhäuten auch andere, eher verborgene Bereiche wie die Nasennebenhöhlen betroffen sein. Besonders selten sind primäre Melanome des Magen-Darm-Trakts.
Oft haben die Patientinnen oder Patienten zum Zeitpunkt der Diagnose keine Beschwerden. Manche Melanome verursachen Juckreiz oder fallen durch eine Blutung auf. Ein erstes Symptom bei einem Schleimhaut-Melanom kann zum Beispiel Nasenbluten sein.
Seien keine pigmentierten Läsionen vorhanden, bestehe ein hohes Risiko einer Fehldiagnose, erklären die indischen Ärzte. Aufgrund der oft verzögerten Diagnose sowie der hohen Malignität haben die Patienten eine schlechte Prognose. Die meisten primären Melanome des Magen-Darm-Trakts werden bei Autopsien entdeckt.
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