Ein Mann mit Fieberschüben und Sinustachykardie nach Infektion mit SARS-CoV-2
- Dr. med. Thomas Kron
- Patienten-Fall
Kernbotschaften
Virus-Infektionen können Störungen vieler Organe nach sich ziehen. Dies gilt bekanntlich auch für SARS-CoV-2. Auf eine Komplikation machen Dr. Thorsten Kliem vom Universitätsklinikum Erlangen und seine Kollegen aufmerksam. Anlass ist die Krankengeschichte eines pflegebedürftigen Mannes.
Der Patient und seine Geschichte
Der 44-jährige Patient wird mit moderaten Symptomen einer SARS-CoV-2-Infektion stationär aufgenommen. Bekannte Vorerkrankungen: frühkindlicher Hydrozephalus nach CMV-Enzephalitis (Shunt-Versorgung), Hypertonie und Epilepsie.
Die ersten Befunde
- Wacher, orientierter und kardiorespiratorisch stabiler Patient
- Subfebrile Körpertemperatur (38,3 °C), Tachykardie (105/min) und Amaurosis
- Leukopenie (3060/μl, Ref. 4000–10.000/μl), erhöhtes CRP (100,4 mg/l, Ref. <5mg/l)
- Nachweis der SARS-CoV-2-Variante B.1.1.7 im Rachenabstrich
Verlauf und weitere Befunde
- Regelmäßig Fieberschübe, Anstieg des CRP-Wertes bis auf 193,9 mg/l, ausgeprägte Erschöpfung
- Verdacht auf Superinfektion, Procalcitonin allerdings unauffällig, mehrere Blutkulturen negativ
- Thorax-CT und Abdomen-Sonographie ohne weiterführende Befunde, Liquor-Befund kein Hinweis auf Shuntinfektion, keine CMV-DNA im Blut nachweisbar
- Urinkultur positiv auf Klebsiella pneumoniae (Keimzahl >100.000/ml), jedoch ohne relevante Leukozyturie (<10.000/ml)
- Trotz Antibiotika-Therapie (Piperacillin/Tazobactam) weiterhin Fieberschübe und erhöhte CRP-Werte
- Im weiteren Verlauf progrediente Ruhetachykardie (24 h-EKG: Sinustachykardie); daraufhin Bestimmung der Schilddrüsenwerte: supprimiertes TSH (0,01 mIU/l) sowie deutlich erhöhte Schilddrüsenhormone (fT3 11,77 pmol/l, fT4 27,48 pmol/l)
- Schilddrüsen-Sonographie: Befund vereinbar mit einer subakuten Thyreoiditis
- Antikörper-Diagnostik: unauffällige Werte für Anti-TPO, Anti-TSH-Rezeptor-Antikörper und Anti-Thyreoglobulin
- Diagnose: SARS-CoV-2-Infektions-assoziierte subakute Thyreoiditis
Therapie und Verlauf
- Therapie mit Prednisolon (initial 50 mg täglich für sieben Tage, stufenweises Ausschleichen über 10 Wochen), darunter klinische Besserung, keine weiteren Fieberschübe, Rückgang der Herzfrequenz, CRP-Wert fünf Tage nach Therapiebeginn 26,2 mg/l
- Ambulante Kontrolle nach drei Monate: Patient beschwerdefrei, Sonographie der Schilddrüse unauffällig, euthyreote Stoffwechsellage sowie normaler CRP-Wert
Diskussion
Wie die Autoren erklären, betrifft die subakute Thyreoiditis meist Erwachsene mittleren Alters im Anschluss an eine Infektion der oberen Atemwege (Symptombeginn nach 2–8 Wochen). Häufigstes, aber nicht obligates Symptom seien Schmerzen im Halsbereich mit druckempfindlicher Schilddrüse (etwa 95 % der Fälle. Typisch seien weiterhin Fieber, Abgeschlagenheit, hyperthyreose-assoziierte Befunde (Palpitationen, Gewichtsverlust, vermehrtes Schwitzen) sowie entsprechende Laborbefunde. Typischer sonographischer Befund sei eine „vergrößerte Schilddrüse mit landkartenartigen hypoechogenen Arealen“, farbdopplersonographisch keine Hypervaskularisation nachweisbar (im Gegensatz zur Basedow-Hyperthyreose).Therapie: Nichtsteroidale Analgetika, antiinflammatorische Therapie mit Prednisolon.
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