Ein Mainzer „Skandälchen“: Reinigungskraft assistiert bei Zehen-Amputation

  • Dr. med.Thomas Kron
  • Medizinische Nachrichten
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Kernbotschaften

Ein recht ungewöhnliches Geschehen in einem Operationssaal des Mainzer Universitätsklinikums erregt derzeit die Gemüter einiger Damen und Herren des Klinikums und der rheinland-pfälzischen Gesundheitspolitik: Bei einer Operation ließ sich der verantwortliche Operateur von einer Reinigungskraft helfen.

Stattgefunden hat die Operation - eine Zehenamputation - bereits vor mehr als zwei Jahren, wie „SWR Aktuell“ berichtet hat. Die beiden Chirurgen, die für die Operation eingeteilt waren, wurden dem Bericht zufolge zu einem Notfall gerufen. Deshalb sei ein weiterer Arzt eingesprungen. Die Operation sei ein Routineeingriff gewesen, so das Klinikum. Diese würden oft von einem Operateur alleine durchgeführt.  Dann sei der zum Teil narkotisierte Patient jedoch unruhig geworden. Deshalb habe der Arzt die Reinigungskraft angesprochen, die ihm bekannt gewesen sein soll. Er habe sie gefragt, ob sie bei der Amputation des Zehs das Bein des Patienten halten könne. Dies habe die Reinigungskraft dann getan. Außerdem soll sie ihm Operations-Instrumente angereicht haben.

Wie Stefan Weber in der „Wormser Zeitung“ berichtet hat, habe die zuständige Op-Managerin des Klinikums zudem festgestellt, dass die urkundliche Dokumentation zu dem Eingriff an dem Patienten bewusst fehlerhaft angelegt worden sei. Arzt und Assistenz, die darin genannt worden seien, seien bei der Operation gar nicht anwesend gewesen.

Nach Aussage der Universität hätte der Arzt in dieser Situation auf jeden Fall eine Pflegefachkraft als Assistenz einsetzen müssen. Und er hätte sich auch ohne Probleme Unterstützung von qualifizierten Fachkollegen holen können, wird der Vorstandsvorsitzende der Unimedizin, Norbert Pfeiffer, zitiert. Der Arzt wurde nach einem Prozess am Arbeitsgericht entlassen. Laut dem rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerium handelt es sich „um einen bedauerlichen Einzelfall“.

Deutlich unangenehmer für die Verantwortlichen des Mainzer Universitätsklinikums dürfte allerdings die „Unzufriedenheit“ vieler Chefärzte sein. In einem Brandbrief an den Aufsichtsrat des Klinikums haben sie sich laut einem Bericht von „SWR Aktuell“ offenbar massiv über die Arbeit des Kaufmännischen Vorstands, Christian Elsner, beschwert. Mit ihm habe sich die finanzielle Situation an dem Universitätsklinikum in den vergangenen Jahren extrem verschlechtert. Es herrschten Misswirtschaft, Mangelverwaltung, Ignoranz.

Christian Elsner sei aus Norddeutschland nach Mainz gekommen und habe das Klinikum in ein finanziell ruhigeres Fahrwasser steuern sollen. Stattdessen, so der SWR-Bericht,  habe er nach Angaben der Chefärzte alles nur noch schlimmer gemacht.