Ein Mädchen mit rezidivierendem, schwerem Nasenbluten

  • Dr. med. Thomas Kron
  • Patienten-Fall
Der Zugang zum gesamten Inhalt dieser Seite ist nur Angehörigen medizinischer Fachkreise vorbehalten. Der Zugang zum gesamten Inhalt dieser Seite ist nur Angehörigen medizinischer Fachkreise vorbehalten.

Kernbotschaften

Nasenbluten ist bei Kindern häufig; zu den Ursachen zählen zum Beispiel Vaskulitiden, etwa infolge einer Virus-Infektion. Auch bei COVID-19 kann es offenbar zu Nasenbluten kommen, das sogar so schwer sein kann, dass eine stationäre Therapie erforderlich ist, wie die Krankengeschichte eines Mädchens zeigt, die Dr. Riekje Isberner von der Universitätskinderklinik Magdeburg und ihre Kollegen schildern. 

Die Patientin und ihre Geschichte

Das 12-jährige Mädchen stellte sich wegen spontan rezidivierender Epistaxis in der Notfallambulanz der Universitätskinderklinik Magdeburg vor. Laut Isberner und ihren Kollegen war das Kind blass, hatte aber keine Hämatome, Petechien, Schleimhautblutungen oder eine Hepatosplenomegalie. 

Plötzlich erbrach das Mädchen jedoch Blut und erlitt eine Synkope, so dass sie auf der Intensivstation aufgenommen wurde, wo sie aufgrund einer positiven SARS-CoV-2-PCR isoliert werden musste. Bei persistierender Blutung sei das Mädchen zunehmend in einen Schockzustand geraten, berichtet die Pädiaterin weiter. Die Blutung habe operativ per Kauterisation gestillt werden müssen. Am nächsten Tag sei jedoch wegen refraktärer Sickerblutung erneut ein operativer Eingriff notwendig geworden. 

Befunde, Diagnose und Therapie

  • Blutgasanalysen immer ausgeglichen
  • Blutbild: Anämie sowie eine milde, das Nasenbluten nicht-erklärende Thrombozytopenie (min. 124 Gpt/l)
  • Gerinnungsdiagnostik (etwa Thromboplastinzeit, INR, aktivierte partielle Thromboplastinzeit, Fibrinogen, D-Dimer, Thrombinzeit, Antithrombin) stets unauffällig
  • Entzündungs- und Hämolyseparameter im Normbereich
  • Rhinoskopie: In der linken Nasenhöhle, auffallender hyperämischer Schleimhautbezirk (Vaskulitis?)
  • Curaçao-Kriterien: Nur ein Kriterium ist erfüllt, die Diagnose eines Morbus Osler somit unwahrscheinlich.
  • Kontrastmittel-CT: Hämatosinus in den Nasennebenhöhlen, kein Hinweis auf Fraktur, Gefäßmalformationen, Fremdkörper oder Malignom

Diagnose: spontan rezidivierende Epistaxis aufgrund einer Vaskulitis, am ehesten durch die Infektion mit dem Coronavirus

Therapie: Entfernung der Tamponaden am 4. Tag nach der Reoperation, Entlassung aus stationärer Behandlung nach acht Tagen, Versorgung mit abschwellenden Nasentropfen.

Diskussion 

Epistaxis ist ein häufiger Konsultationsgrund in der Akutmedizin. Zwischen zehn und 60 Prozent der Bevölkerung leiden mindestens einmal in ihrem Leben unter Epistaxis und bis zu zehn Prozent suchen deswegen einen Arzt auf. Nur wenige Patienten mit Nasenbluten benötigen allerdings eine stationäre Therapie. Betroffen sind oft auch Kinder. In der Genese spielen laut Isberner entzündliche Prozesse eine große Rolle, insbesondere bei allergischer Rhinitis und Infektionen der oberen Atemwege.

Bei schwer stillbaren Blutungen sollten eine hämorrhagische Diathese, Bluthochdruck und auch Mittelgesichtsfrakturen ausgeschlossen werden. Zudem sei eine erweiterte Gerinnungsdiagnostik indiziert. Eine zerebrale MRT oder CT sei je nach Anamnese zum Ausschluss von Fraktu- ren, Gefäßmalformationen, Tumoren etc. durchzuführen. Die Magdeburger Kinderärztin geht davon aus, dass bei der 12-Jährigen die COVID-19-Infektion als Ursache des fulminantem Nasenblutens mit beginnender Schocksymptomatik zu erwägen ist. 

Zu den ersten therapeutischen Maßnahmen bei persistierender Epistaxis zählten die Nasenflügelkompression und topische Vasokonstriktion, etwa mit Oxymetazolinhydrochlorid. Bei rezidivierendem oder persistierendem Nasenbluten ist nach weiteren Angaben der Autoren frühzeitig die Konsultation einer HNO-Ärztin oder eines HNO-Arztes indiziert.