Ein alter Mann, plötzliches Erbrechen und ein pathologischer Gefäßbefund

  • Dr. med. Thomas Kron
  • Patienten-Fall
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Kernbotschaften

Eine Frau ruft den Notarzt, weil ihr Ehemann anhaltend erbricht und etwas verwirrt erscheint. Der Verdacht des Notarztes auf eine neurologische Erkrankung ist nicht falsch. Außer einem CT hilft auch ein EKG bei der Ursachen-Klärung weiter, wie Dr. Martin Dombrowski und Dr. Sarah Panahabadi von der Universitätsklinik in Bonn berichten. 

Der Patient, seine Geschichte und erste Befunde

Bei Eintreffen des Rettungsteams sitzt der 83-jährige Patient, wie von der Ehefrau geschildert, auf einem Stuhl und übergibt sich nahezu ohne Unterbrechung in einen Eimer.

Erste Befunde: Fahles Hautkolorit mit ausgeprägter Kaltschweißigkeit, fragliche Fallneigung nach rechts, hochgradig agitierend, keine adäquates Antworten auf Fragen, beidseits stark verengte Pupillen, rechter Mundwinkel und rechtes Augenlid schienen leicht zu hängen, schnelle Atmung, keine pathologischen Geräusche, Blutdruckmessung zunächst nicht möglich, Puls gut tastbar und rhythmisch. Vorerkrankungen: Bluthochdruck (Ramipril und Metoprolol)

Befunde bei ausführlicher Untersuchung: Weiterhin ausgeprägte Übelkeit sowie Erbrechen von geringen Mengen unauffälligen Mageninhalts und Schleims, leichte Dysarthrie, korrekte Angaben von Namen und Geburtsdatum, faziale Motorik unauffällig, Extremitäten-Motorik ebenso, beidseitige Miosis, 

SpO2 95 %, Blutdruck 145/80 mm Hg, Puls 100/Minute, am ehesten Sinusrhythmus, Temperatur 35,9 °C und Blutzucker 123 mg/dl,

Regelmäßige Schmalkomplextachykardie (Defi-Patch), Konversion nach knapp zwei Minuten in eine normofrequente Arrhythmie; danach ständige Wechsel zwischen regelmäßiger Schmalkomplextachykardie und normofrequenter Arrhythmie

Klinik-Befunde, Diagnose und Therapie

Aufgrund einer vermuteten neurologischen Erkrankung, der Kaltschweißigkeit und der offenbar erstmalig aufgetretenen Herzrhythmusstörung wird der Patient in ein Universitätsklinikum eingeliefert. Befunde in der Klinik:

  • Vorhofflimmern ohne Hinweis auf Ischämie
  • Zerebrales CT: keine Blutung, aber Verdacht auf ein „hyperdense artery sign“ im Verlauf der Arteria basilaris
  • Angiographie: Basilarisspitzenthrombose

Diagnose: Basilaris-Okklusion infolge einer Embolie bei Vorhofflimmern

Therapien: systemische intravenöse Lyse mit 90 mg rt-PA und Thrombektomie, orale Antikoagulation, und wegen rezidivierender einer Tachyarrhythmia absoluta Digitalis

Diskussion und Empfehlungen 

Verschlüsse der A. basilaris sind nach Angaben der Autoren selten. Ursachen seien meist Stenosen aufgrund einer Atherosklerose sowie Embolien.Atherosklerotische Veränderungen führten vor allem zu Verschlüssen am Übergang der Aa. vertebrales in die proximale A. basilaris, erklären Martin Dombrowski und Sarah Panahabadi weiter; für Embolien seien dagegen distale Basilaris-Verschlüsse typisch. 

Symptome eines Basilarisverschlusses sind zum Beispiel: 

  • Bewusstseinsstörung (Desorientiertheit, Vigilanzminderung, Koma)
  • Störung von Atmung und Kreislauf
  • Hypästhesien und Lähmungen
  • Fallneigung,
  • Nystagmus, Okulomotoriusparese, Anisokorie 
  • Hemianopsie, kortikale Blindheit
  • Dysarthrie und Dysphagie

Die Mortalität ist, wie die Autoren erklären, selbst unter Therapie mit 40 bis 50 Prozent hoch.