Ein älterer Mann mit Schluckstörungen und Gewichtsverlust
- Dr. med. Thomas Kron
- Patienten-Fall
Kernbotschaften
Bei der Differenzialdiagnose der Dysphagie kann es sinnvoll sein, auch die idiopathische Skeletthyperostose in Betracht zu ziehen. Das empfehlen Dr. Catarina Peliz Reigota und ihre Kollegen von der Universität von Coimbra in Portugal. Eine solche ossäre Ursache von Schluckstörungen haben sie bei einem älteren Mann diagnostiziert; seine Krankengeschichte schildern sie im „BMJ Case Reports“.
Der Patient und seine Geschichte
Der Mann in den 70ern wurde wegen seit drei Monaten bestehenden Schluckstörungen (feste und flüssige Nahrung), starkem Gewichtsverlust (6 kg in zwei Monaten) und bereits langanhaltender Dysphonie zur internistischen Abklärung überwiesen. Aus der Anamnese war eine Parkinson-Krankheit bekannt.
Befunde, Diagnose und Therapie
Laborparameter: unauffällig
Endoskopie des oberen Verdauungstrakts: extrinsische Kompression der Speiseröhre (oberes Drittel)
CT-Untersuchung von Hals-, Brust-, Bauch- und Beckenregion: unauffällig
CT-Scan der Halswirbelsäule und 3D-Rekonstruktion: Hyperostose mit Osteophytenbildung vor allem auf Höhe von C2
Ösophagus-Breischluck-Untersuchung: ausgeprägte anteriore Osteophytose von C3 bis C7 mit Ösophagus-Kompression
Aufgrund seiner schweren Symptome wurde der Patient zu einer orthopädischen Abteilung überwiesen, um eine mögliche operative Therapie (Osteophytenresektion) zu diskutieren.
Diskussion
Die diffuse idiopathische Skeletthyperostose ist laut den Autoren eine Erkrankung, die durch eine nicht-entzündliche Verknöcherung des vorderen Wirbellängsbandes mit der Entwicklung von Osteophyten gekennzeichnet ist. Betroffen seien hauptsächlich über 50-jährige Männer. Bei über 65-jährigen Männern betrage die Prävalenz acht bis zehn Prozent. Die Pathogenese sei noch nicht klar. Am häufigsten trete die Erkrankung im unteren Teil der Halswirbelsäule auf (C4-C7). Aufgrund der Lage und der Nähe zur Speiseröhre trete bei manchen Patienten eine Dysphagie auf. Die Diagnose werde radiologisch gestellt , wobei der Goldstandard die Computertomographie sei.
Halswirbel-Exostosen könnten bei unterschiedliche Erkrankungen auftreten, etwa einer Osteochondrose, der ankylosierenden Spondylitis oder nach HWS-Traumen, erklärt Dr. Jochen Keller vom St. Martinus-Krankenhaus Düsseldorf in einem vor wenigen Tagen publizierten Zeitschriftenbeitrag. Häufig seien die Exostosen jedoch Folge der diffusen idiopathischen Skeletthyperostose (DISH),
Nicht alle Patienten mit ventralen zervikalen Spondylophyten hätten Symptome, erklärt Keller weiter; bei entsprechender Obstruktion der Atem-Schluck-Passage durch ausgedehnte zervikale Hyperostosen könnten die Betroffenen jedoch unter schweren Dysphagien leiden. Außer Schluckstörungen seien auch Symptome wie Dyspnoe, Schlafapnoe oder Dysphonie möglich.
Die Behandlung von Patienten mit spondylophytären Dysphagien hängt laut Keller von der Schwere der Symptomatik ab. Therapie-Optionen seien antiphlogistische und analgetische Maßnahmen, eine Konsistenzanpassung der Nahrung, eine kompensatorische Haltungsänderungen beim Schlucken sowie die operative Entfernung der Hyperostosen. Allerdings seien Rezidive möglich.
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