Ehepartner von Krebspatienten haben ein erhöhtes Risiko für psychische Störungen

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Wenn ein Ehepartner die Diagnose einer Krebserkrankung erhält, erhöht sich für den anderen das Risiko von psychischen Störungen. Über 8 Jahre hinweg nahmen psychiatrische Erstdiagnosen im Vergleich zu einer Kontrollgruppe um 14 % zu, im ersten Jahr sogar um 30 %.

Hintergrund

Einiges deutet darauf hin, dass die Prävalenz psychischer Störungen unter den Ehepartnern von Krebspatienten erhöht sein könnte. Allerdings waren die bisherigen Studien zu diesem Thema limitiert durch retrospektive Analysen, die Fokussierung auf einzelne Krankheiten und kurze Nachverfolgungszeiten.

Design

Bevölkerungsbasierte Kohortenstudie mit den 546321 Partnern von Krebspatienten, die in Dänemark zwischen 1986 und 2016 diagnostiziert wurden, sowie in Schweden zwischen 1973 und 2014. Partner wurden definiert in Dänemark als gesetzlich registrierte heterosexuelle Partner und in Schweden als Personen, die mit dem Krebspatienten ein gemeinsames Kind hatten. Ihnen gegenübergestellt wurden jeweils 5 Personen mit nichterkrankten Partnern, aber ähnlichen Merkmalen (n = 2731574). Die exponierten Studienteilnehmer waren zu 54 % weiblich, median 60 Jahre alt, und wurden median etwa 8 Jahre lang nachverfolgt. Die psychiatrischen Diagnosen wurden erfasst anhand von Klinikaufzeichnungen sowohl für ambulante als auch stationäre Patienten.

Ergebnisse

  • Die Inzidenzraten je 1000 Personen-Jahren für psychiatrische Ersterkrankungen betrugen in der exponierten Gruppe 6,8 und in der Kontrollgruppe 5,9.
  • Das Risiko einer psychiatrischen Erstdiagnose erhöhte sich im ersten Jahr nach Feststellung der Krebserkrankung um 30 %. Das adjustierte Chancenverhältnis aHR betrug 1,30 bei einem 95%-Konfidenzintervall von 1,25 – 1,34.
  • Am stärksten erhöht war das Risiko für Depressionen (aHR 1,38; 95%-KI 1,30 – 1,47) und Stress-verwandte Störungen (aHR 2,04; 95%-KI 1,88 – 2,22).
  • Über die gesamte Nachverfolgungszeit nahm das Risiko um 14 % zu, und zwar in ähnlicher Weise für Substanzmissbrauch, Depression und Stress-Störungen.
  • Besonders ausgeprägt war das Risiko auch bei Krebserkrankungen mit schlechter Prognose (z.B. Pankreas aHR 12,41), in fortgeschrittenem Stadium (aHR 1,31), oder wenn der Patient in der Nachverfolgungszeit starb (aHR 1,29).

Klinische Bedeutung

Die Studie bestätigt die naheliegende Vermutung, dass bei einer Krebserkrankung der (Ehe)Partner ein erhöhtes Risiko hat, eine psychiatrische Störung zu entwickeln. Mit 6,9 versus 5,6 %. war der Unterschied während der 8-jährigen Nachverfolgungszeit moderat. Dennoch legen die Autoren nahe, dass die Partner in die Überwachung und Beratung der Krebspatienten mit einbezogen werden sollten.

Finanzierung: Schwedische Krebsgesellschaft, Karolinska Institut, Swedish Research Council for Health, Working Life and Welfare, China Scholarship Council, Novo Nordisk Stiftung, Unabhängiger Forschungsfond Dänemark, Nordische Krebsvereinigung und Karen Elise Jensens Fond.