Egal, ob eine Tasse oder mehr als acht: Kaffeetrinker haben eine geringere Gesamtsterblichkeit

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Menschen, die Kaffee trinken, haben eine niedrige Gesamtsterblichkeit als solche, die das nicht tun. Es scheint sogar eine positive Dosis-Wirkungsbeziehung zu bestehen, und zwar unabhängig davon, ob der Kaffee koffeinhaltig ist oder entkoffeiniert.

Hintergrund

Obwohl es bereits zahlreiche Untersuchungen gibt, die das Kaffeetrinken mit einer verringerten Mortalität und Morbidität in Verbindung brachten, war nicht klar, ob nachfolgende Entwarnungen auch für Menschen mit sehr hohem Konsum oder mit bestimmten Stoffwechselvarianten gültig sind.

Design

Populationsbasierte Studie mit Daten der gemeinnützigen UK Biobank, zu der 9,2 Millionen Menschen eingeladen waren, auf freiwilliger Basis eine Vielzahl medizinischer, demographischer und biologischer Daten erfassen zu lassen. Die Studienpopulation umfasste 498.134 Menschen (387.494 Kaffetrinker und 110.640 Kontrollen), zu denen die vollständigen Daten zum Kaffeegenuss und zum Rauchen vorlagen; Schwangere waren nicht darunter. Dabei wurde auch der Einfluss von 4 genetischen Polymorphismen ausgewertet, die den Koffein-Metabolismus beeinflussen.

Hauptergebnisse

Im 10-jährigen Follow-Up mit 14.225 Toten zeigte sich eine inverse Korrelation von Kaffeekonsum und Gesamtmortalität, die tendenziell mit höherem Konsum stärker wurde. Die Chancenverhältnisse (HR) zugunsten der Kaffeetrinker betrugen:

  • mit weniger als 1 Tasse / Tag 0,94
  • mit einer Tasse / Tag 0,92
  • mit 2 – 3 und mit 4 -5 Tassen / Tag jeweils 0,88
  • mit 6 – 7 Tassen / Tag 0,84
  • mit 8 oder mehr Tassen / Tag 0,86

Ähnliche Assoziationen fand man sowohl für Instant-Kaffee, wie für gemahlenen Kaffee und auch für koffeinfreien Kaffee, und zwar unabhängig davon, wie gut das Koffein verstoffwechselt wurde.

Klinische Bedeutung

Eine rekordverdächtige Anzahl von fast 200 Nachrichten zu dieser Studie innerhalb nur weniger Tage belegt das anhaltend hohe Interesse an dem Thema. Nicht wenige verklären den Muntermacher zum Lebenselixier, was übertreiben scheint. Besorgte Patienten können nun jedoch auf einer noch breiteren Datenbasis beruhigt werden. Als womöglich einzige Gruppe von Personen, denen aufgrund wissenschaftlicher Studien von übermäßigem Kaffeekonsum abgeraten werden sollte, verbleiben Schwangere. Schließlich ist die Beobachtung bemerkenswert, dass auch koffeinfreier Kaffee in dieser Studie eine Schutzwirkung entfaltete. Die Frage, welche Inhaltsstoffe dahinter stecken, dürfte die Kaffeeforschung daher noch eine Weile beschäftigen.

Finanzierung: Die Studie nutzte Daten der UK Biobank und Hochleistungsrechner des National Institute of Health, hatte ansonsten aber keine Sponsoren.