ECDC: Große Impflücken bei Flüchtlingen aus der Ukraine
- Andrea Hertlein
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaften
Flüchtlinge aus der Ukraine sind aufgrund von körperlicher Schwäche und eines häufig unzureichenden Impfschutzes einem erhöhte Risiko für Infektionskrankheiten ausgesetzt. Länder in der EU, darunter auch Deutschland, die Vertriebene aufnehmen, sollten daher unbedingt vorhandene Impflücken schließen, fordert das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC). Auf die Sicherstellung der Durchimpfung gegen Poliomyelitis, Masern und COVID-19 sei besonders zu achten. Eine Liste der ECDC gibt daher einen Überblick über Impfungen, die bei den Flüchtlingen möglicherweise aufgefrischt werden müssten.
COVID-19: Durchimpfungsrate in allen Altersgruppen niedrig
Die europäische Seuchenbehörde erwartet, dass viele der Menschen, die derzeit aus der Ukraine fliehen, nicht vollständig gegen COVID-19 geimpft sind. So zeigen die Daten vom 23. Februar 2022, dass die Aufnahme einer ersten COVID-19 Impfserie in der Gesamtbevölkerung mit 35 Prozent deutlich unter dem EU/EWR-Durchschnitt (71,7 % ) liegt. Die Durchimpfungsrate ist in allen Altersgruppen gleich niedrig, auch bei den über 60-Jährigen, die das größte Risiko einer schweren Erkrankung haben. Das ECDC empfiehlt daher, Flüchtlingen nach der Einreise eine Impfung mit einem mRNA-Impfstoff anzubieten, vorzugsweise eine Einmaldosis von Janssen.
Besonders Kinder gefährdet
Darüber hinaus ist die Durchimpfungsrate bei Kindern in der Ukraine Berichten zufolge suboptimal, heißt es im Bericht des ECDC. Das gilt unter anderem für die Impfquote gegen Masern. Die allgemeine Durchimpfungsrate für zwei Dosen eines MMR-Impfstoffs (81,9 % im Jahr 2020) reiche nicht aus, um Ausbrüche zu verhindern. Die Behörde rät deshalb, bei nicht vorhandenem Impfschutz die MMR-Impfung nachzuholen.
Vorrangig sollte laut ECDC für Säuglinge und Kleinkinder auch die Grundimmunisierung mit Kombinationsimpfstoffen gegen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Polio und Haemophilus influenzae Typ B angeboten werden. Aber auch Erwachsene, bei denen kein dokumentierter Nachweis einer früheren Impfung vorliegt, sollten mindestens eine Dosis mit dem DTaP-IPV/Hib-Impfstoff erhalten. In der Ukraine besteht vor allem nach wie vor eine erhebliche Anfälligkeit für Polio, insbesondere bei Kindern unter 6 Jahren, was in erster Linie auf den unzureichenden Durchimpfungsrate zurückzuführen ist (2021 bei 80 %)
Auch die Akzeptanz von Impfungen sollte bei den aus der Ukraine geflohenen Menschen geprüft und gefördert werden, empfiehlt das ECDC.
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