Kernbotschaften
Forscher eines Tauchmedizinischen Zentrums in Korea und deren Kollegen haben 19 Studien zur Wirksamkeit der hyperbaren Sauerstofftherapie nach einem Hörsturz ausgewertet. Das Ergebnis: Wird sie zusätzlich zur Standardtherapie eingesetzt, so erhöht sich demnach die Wahrscheinlichkeit für eine vollständige oder partielle Erholung des Gehörs um etwa 50 %.
Hintergrund
Die Inzidenz des Hörsturzes liegt in Deutschland bei etwa 20 / 100.000 jährlich mit einem Höhepunkt um das 50. Lebensjahr. Die Ätiologie ist im Einzelfall unklar, die Therapie lediglich empirisch abgesichert. Dies gilt auch für die hyperbare Oxygenierung (HBO-Therapie), die Gegenstand dieser systematischen Übersichtsarbeit und Meta-Analyse ist.
Design
Systematische Literatursuche bei PubMed, Embase und der Cochrane Database of Systematic Reviews nach randomisierten und nichtrandomisierten klinischen Studien, bei denen die Standardtherapie beim Hörsturz (die Kombination aus Rheologika und Cortison) mit einer zusätzlichen HBO-Therapie verglichen wurde. Primäres Studienziel war die vollständige Erholung des Gehörs, sekundäres Studienziel jegliche Besserung des Gehörs sowie die absolute Besserung.
Hauptergebnisse
- Die Autoren fanden lediglich 3 randomisierte klinische Studien sowie 16 nicht randomisierte Studien zum Vergleich einer zusätzlichen HBO-Therapie gegenüber der alleinigen Standardtherapie. Daran teilgenommen hatten 2401 Personen mit einem Altersdurchschnitt von 45,4 Jahren, wobei Frauen mit 55,3 % geringfügig häufiger vertreten waren.
- Die Chancenverhältnisse (Odds Ratio: OR) der einzelnen Studien wurden zusammengerechnet und belegen die Überlegenheit der zusätzlichen HBO-Therapie bezüglich vollständiger und partieller Erholung des Gehörs: OR 1,61 mit einem 95%-Konfidenzintervall von 1,05 – 2,44 bzw. OR 1,43 mit einem 95%-KI von 1,20 – 1,67.
- Die absolute Verbesserung des Hörvermögens war signifikant größer, wenn die HBO-Therapie zusätzlich zur Standardtherapie gegeben wurde. Dies galt insbesondere für Patienten, die anfänglich schwere bis sehr schwere Hörverluste hatten, wenn die HBO als Rettungstherapie zum Einsatz kam, und wenn die Gesamtdauer der HBO-Therapie mindestens 20 Stunden betrug.
Klinische Bedeutung
Ein Blick auf die ausgewählten Untersuchungen zeigt, dass an den drei randomisierten Studien lediglich 162 Patienten teilgenommen hatten. Dies hält die Autoren aber nicht davon ab, die Addition der HBO-Therapie beim Hörsturz als „vernünftige Behandlungsoption“ zu empfehlen, besonders für jene Patienten, die einen besonders schweren Hörverlust erlitten haben, und bei denen die HBO als Rettungstherapie mit langer Anwendungsdauer erfolgt. Zu einem anderen Schluss kam bereits im Jahr 2012 der IGeL-Monitor. Die typischerweise angebotenen Behandlungen mit 10 – 15 Sitzungen á € 200 – 250 bewertete man als „tendenziell negativ“, denn die (damals) vorliegenden wenigen aussagekräftigen Studien ließen nicht erkennen, dass eine hyperbare Sauerstofftherapie den Hörsturz heilen oder ihn auch nur günstig beeinflussen könne.
Finanzierung: Keine Angaben.
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