Die EU setzt im Kampf gegen Krebs alle Hebel in Bewegung
- Shrabasti Bhattacharya
- Konferenzberichte
Ziele sind Screening, die Förderung einer gesunden Lebensweise und die Bereitstellung einer hochwertigen Krebsversorgung für alle EU-Mitglieder.
Am 1. Februar organisierten die schwedische EU-Ratspräsidentschaft und die Europäische Kommission gemeinsam eine Krebskonferenz unter dem Titel „Equity, excellence and innovation – modern cancer care for all“ (auf Deutsch so viel wie „Gerechtigkeit, Exzellenz und Innovationen – moderne Krebsversorgung für alle“), auf der führende Krebsspezialisten aus dem Gesundheitswesen und der Wissenschaft sowie hochrangige politische Delegierte über die derzeit von der EU eingesetzten Krebspräventionsstrategien, Verbesserungsmöglichkeiten und die Bemühungen der EU zur Bereitstellung einer gerechten Krebsversorgung für alle diskutierten.
Sicherstellung von Krebsprävention und -versorgung für alle
Krebs sei eine der größten Herausforderungen für das Gesundheitswesen. Jeder vierte Todesfall sei krebsbedingt, sodass Krebs die zweithhäufigste Todesursache in der EU darstelle, wie Stella Kyriakides, die Europäische Kommissarin für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, darlegte. In der EU bestehen besorgniserregende Unterschiede bei der Krebsmortalität und große Diskrepanzen bei der Nutzung von Krebsvorsorgeuntersuchungen. Auch die Bereitstellung einer hochwertigen Gesundheitsversorgung in abgelegenen Gebieten und für bildungs- oder einkommensschwächere Bevölkerungsgruppen ist eine Herausforderung. Das Register der Ungleichheiten in der Krebsbekämpfung, eine der Leitinitiativen des europäischen Plans zur Krebsbekämpfung, wurde erstellt, um solche Ungleichheiten bei der Krebsprävention und -versorgung zwischen und innerhalb von einzelnen Staaten zu identifizieren und zu reduzieren. Diese Ungleichheiten können stark vom sozioökonomischen Status, Geschlecht oder Alter der Patienten abhängen.
Da das Screening für die Früherkennung wichtig ist, hat die Kommission jetzt moderne, wissenschaftlich fundierte Empfehlungen für Krebsvorsorgeuntersuchungen umgesetzt. Diese erweiterten Screeningprogramme decken sechs Krebsarten ab, die 50 % aller Krebsdiagnosen und krebsbedingten Todesfälle in der EU ausmachen.
„Nach dem Sommer werden wir eine neue Empfehlung zu impfpräventablen Krebsarten sowie Maßnahmen für rauchfreie Umgebungen vorstellen, um unser Ziel einer tabakfreien Generation bis 2024 zu erreichen“, so Kyriakides. Auch Gespräche über die Einrichtung einer neuen europäisch-amerikanischen Taskforce zur besseren Unterstützung von Patienten und ihren Angehörigen im Kampf gegen Krebs sind im Gange.
Lungenkrebsüberlebende konzentriert sich auf Entwicklungen in der Primärversorgung
Lungenkrebs hat bisher mehr Todesfälle verursacht als jede andere Krebsart. Mia Rajalin, die im Vorstand der schwedischen Lungenkrebsgesellschaft ist und selbst Lungenkrebs überlebt hat, berichtete über ihre eigenen Erfahrungen und jenen ihrer Verbündeten im Kampf gegen diese Krankheit. Seit ihrer Diagnose im Jahr 2017 sei sie hervorragend versorgt worden. Dennoch habe es 14 Termine gebraucht, bis sie endlich geröntgt wurde, weil ihr Hausarzt darauf beharrt hatte, dass sie nicht Lungenkrebs haben könne, weil sie nie geraucht hatte. Laut Rajalin sind die meisten Patienten (70 % der Männer und 51 % der Frauen), bei denen vor dem 40. Lebensjahr Lungenkrebs diagnostiziert wird, Nichtraucher und leiden an weit verbreiteten Symptomen wie Husten, Müdigkeit und Kurzatmigkeit. Die meisten dieser Patienten gehen zum Hausarzt und kommen gemäß den aktuellen Bestimmungen nicht für ein Lungenkrebs-Screening infrage. „Es ist nicht allen bekannt, dass jeder Mensch Lungenkrebs bekommen kann, und auf das muss jetzt hingewiesen werden“, sagt Rajalin. Sie befürwortet einen patientenzentrierteren Ansatz, umfangreiche Tests unabhängig vom Raucherstatus der Patienten und den Einsatz von Risikobewertungsinstrumenten in der Primärversorgung, sodass Allgemeinmediziner besser in der Lage sind, eine korrekte Diagnose zu stellen.
Krebskampagne in Estland
Estlands Krebspräventionskampagne PrEvCan wurde im Oktober 2022 von der European Oncology Nursing Society und der European Society for Medical Oncology initiiert und soll bis September 2023 laufen. Diese Kampagne bietet einen faszinierenden Einblick in die Aufklärungsarbeit eines europäischen Landes, um die Belastung seiner Bürger durch Krebserkrankungen zu verringern. Ärzte, Krankenpfleger*innen und Studierende aus verschiedenen Universitäten in Estland haben sich gemeinsam ehrenamtlich an Aktivitäten zur Krebsprävention beteiligt. Der Europäische Kodex zur Krebsbekämpfung enthält zwölf Empfehlungen, von denen sich die meisten auf eine gesündere Lebensweise konzentrieren und die in diesem zwölfmonatigen Kampagnenzeitraum vorgestellt werden.
Kristi Rannus, eine ehemalige Fachkrankenpflegerin in der Onkologie und jetzt Professorin am Tallinn Health Care College in Estland, erklärt, dass im Oktober 2022 Schulkindern, ihren Eltern und Lehrern die schädlichen Auswirkungen von Tabak mithilfe eines kurzen Films und Vortrags im Rahmen der Kampagne mitgeteilt wurden. Dadurch wurde ihr Bewusstsein für die Gesundheitsrisiken durch E-Zigaretten erhöht und sie wurden auf wissenschaftliche Literatur aufmerksam gemacht.
Im November und Dezember ging es in der PrEvCan-Kampagne um mehr rauchfreie Wohnungen und Arbeitsplätze und darum, mehr Bürgerinnen und Bürger dazu zu bringen, auf ein gesundes Körpergewicht zu achten. Diese Botschaften wurden auch umfassend über die sozialen Medien verbreitet, was das Interesse der estnischen Bürgerinnen und Bürger an Krebsprävention durch eine gesunde Lebensweise weiter anfachte. In den kommenden Monaten wird es in der Kampagne darum gehen, die estnischen Bürgerinnen und Bürger davon zu überzeugen, sich gesund zu ernähren, ihren Alkoholkonsum zu reduzieren und an Krebsfrüherkennungs- und Screeningprogrammen teilzunehmen. All diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Öffentlichkeit und das medizinische Fachpersonal gleichermaßen für den Kampf gegen Krebs zu rüsten.
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