Diabetes Typ 2: HbA1c-Wert wird immer noch zu selten bestimmt
- Susanne Kressenstein
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaft: Laut Disease-Management-Programm(DMP)-Richtlinien sollte der HbA1c-Wert bei Typ-2-Diabetikern mindestens zwei Mal pro Jahr gemessen werden. Bei circa jedem vierten Patienten wird dieser Wert aber entweder nur einmal im Jahr oder überhaupt nicht bestimmt.
Hauptergebnisse: Bei 15 Prozent der Patienten mit Diabetes Typ 2 wurden der HbA1c-Wert im Untersuchungszeitraum von einem Jahr überhaupt nicht gemessen. Bei den restlichen 85 Prozent mindestens einmal. Die im DMP geforderten zwei, besser vier Messungen pro Jahr wurden aber auch bei diesen Patienten nicht immer durchgeführt.
2,7 Mal wurde im Durchschnitt der HbA1c-Wert pro Jahr und Patient bestimmt. Bei 85 Prozent der Patienten wurde er mindestens einmal gemessen, jedoch lediglich bei 74 Prozent die mindestens geforderten zwei Mal (bei 42 Prozent der Patienten wurde der Wert vier Mal oder öfter pro Jahr bestimmt). Das bedeutet auf der anderen Seite, dass der HbA1c im Laufe eines Jahres bei 11 Prozent der Patienten zu selten und bei 15 Prozent überhaupt nicht ermittelt wurde.
Benachteiligt hinsichtlich der Messfrequenz wurden eindeutig Patienten über 80 Jahren. Bei Patienten mit Nierenproblemen, Neuro- oder Retinopathien wurden hingegen der HbA1c überdurchschnittlich häufig ermittelt. Patienten, bei denen die Diagnose bereits mindestens fünf Jahre zurücklag, erhielten mehr Messungen als Patienten, bei denen die Erkrankung erst kürzlich diagnostiziert worden war. Im Vergleich der ärztlichen Fachrichtungen zeigte sich, dass die Diabetologen um rund 25 Prozent häufiger als Allgemeinmediziner die geforderten zwei Messungen durchführten.
Design: Epidemiologen vom Institut IQVIA aus Frankfurt werteten die hauseigene Datenbank aus, welche die Daten einer repräsentativen Auswahl von deutschen Arztpraxen aus dem Raum Augsburg enthält. Ausgewertet wurden die Daten von 557 Praxen von Allgemeinärzten und Diabetologen. Die Ärzte wurden sowohl zu Laboruntersuchungen, als auch zu ihren Verordnungen im Jahr 2016 befragt. Enthalten sind darin die Daten von rund 43.500 Patienten mit Diabetes Typ 2. Drei Viertel der Angaben stammen von Allgemeinmedizinern, ein Viertel von Diabetologen. Das Durchschnittsalter der Patienten lag bei 69 Jahren, eine gute Hälfte war bereits über fünf Jahre erkrankt. Der mittlere HbA1c-Wert lag bei 7,2 Prozent.
Klinische Bedeutung: Gerade bei Patienten mit HbA1c-Werten unter 7,5 Prozent, die nicht insulinpflichtig sind, halten Ärzte die regelmäßige Bestimmung im Serum offensichtlich nicht immer für notwendig. Dies widerspricht der Erkenntnis, dass die Kontrolle der Erkrankung deutlich besser gelingt, wenn der Wert alle drei Monate bestimmt wird.
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