Diabetes Typ 1 bei Kindern: Erhöhtes Risiko nach SARS-CoV-2-Infektion
- Andrea Hertlein
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaften
Eine Infektion mit Sars-CoV-2 ist bei Kindern mit einem erhöhten Risiko für Typ-1-Diabetes assoziiert. Das geht aus einer Studie mit Daten von 1,1 Millionen Kindern hervor, die kürzlich in JAMA publiziert wurde. Demnach hatten die Kinder nach durchgemachter COVID-19-Ekrankung ein um 57 Prozent erhöhtes Risiko, Typ-1-Diabetes zu entwickeln, im Vergleich zu Kindern ohne Infektion.
Mehrere Studien belegen, dass die Inzidenz von Typ-1-Diabetes bei Kindern während der COVID-19-Pandemie zugenommen hat. Allerdings wurde dabei nicht zwischen Kindern mit und ohne Infektion unterschieden. Andreas Weiss und Kollegen analysierten einen großen populationsbasierten, individuellen Patientendatensatz, der Diagnosen von COVID-19 enthielt, um festzustellen, ob es einen zeitlichen Zusammenhang zwischen COVID-19 und Typ-1-Diabetes bei Kindern gab. Dazu werteten Sie Daten von 1,1 Millionen kassenärztlich versicherten Kindern aus, die zwischen den Jahren 2010 und 2018 in Bayern geboren wurden.
Risiko um 57 Prozent erhöht
Unter den in die Studie eingeschlossenen Kindern (1 180 636 Kinder), die zu Beginn der Pandemie noch nicht mit Typ-1-Diabetes diagnostiziert wurden, hatten 16,6 Prozent zwischen Januar 2020 und Dezember 2021 eine Covid-19-Diagnose erhalten.
Das Auftreten von Typ-1-Diabetes bei Kindern zwischen 2 und 12 Jahren war im Zeitraum von 2020 bis 2021 um 50 Prozent erhöht, im Vergleich zu den Jahren 2018 bis 2019. Zusätzlich zeigten die Daten, dass im Zeitraum von 2020 bis 2021 unter den Kindern mit Covid-19-Diagnose häufiger Typ-1-Diabetes auftrat. So betrug die Inzidenzrate von Typ-1-Diabetes während der Pandemie 28,5 (95 % KI, 26,3-30,9; 620 Fälle) pro 100 000 Personenjahre, wenn keine vorangegangene oder gleichzeitige COVID-19-Diagnose vorlag. Im Vergleich dazu betrug die Inzidenzrate von Typ-1-Diabetes 55,2 (95% CI, 37,1-81,5; 27 Fälle) pro 100 000 Personenjahre im gleichen Quartal wie die COVID-19-Diagnose (P < .001 gegenüber COVID-19-negativ).
Höchster Anstieg der Diabetes-Inzidenz im gleichen Quartal
Kinder, die eine COVID-19 Erkrankung durchgemacht hatten, hatten demnach ein um 57 Prozent erhöhtes Risiko, Typ-1-Diabetes zu entwickeln. Die Typ-1-Diabetes-Inzidenz stieg dabei hauptsächlich im selben Quartal an, in dem die Kinder eine Sars-CoV-2-Infektion hatten, aber auch in den darauffolgenden Quartalen.
„Wir sind vorsichtig mit der Interpretation unserer Ergebnisse, aber das Virus könnte entweder die dem Typ-1-Diabetes zugrundeliegende Entstehung der Autoimmunität begünstigen, oder eine bereits bestehende Autoimmunität verstärken und so die Zerstörung der insulinproduzierenden Beta-Zellen beschleunigen“, erklärt Ezio Bonifacio, Letztautor der Studie und Gruppenleiter am Zentrum für Regenerative Therapien Dresden (CRTD) in einer Mitteilung der TU München.
Zu den Einschränkungen der Studie gehören laut der Autoren die vierteljährliche Datenerhebung, die es nicht ermöglichte, festzustellen, ob Typ-1-Diabetes vor oder nach COVID-19 diagnostiziert wurde, wenn beide Fälle im selben Quartal auftraten, eine fehlende Virusbestätigung bei 70 Prozent der diagnostizierten Kinder sowie unzureichende Fallzahlen, um Untergruppenvergleiche anstellen zu können. Um den genauen Mechanismus aufzuklären, seien weitere Studien notwendig, so die Wissenschaftler.
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