Diabetes-Therapie: Neuer GLP-1-Agonist erweist sich als kardio- und nephroprotektiv
- Dr. med. Thomas Kron
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Efpeglenatid hat in einer Placebo-kontrollierten Outcome-Studie Patienten mit Typ-2 Diabetes und hohem kardiovaskulärem Risiko vor Herz-Gefäß-Komplikationen und auch renalen Ereignissen geschützt. Zudem hat sich der neue GLP-1-Rezeptor-Agonist als sicher erwiesen.
Hintergrund
Für mehrere GLP-1-Rezeptor-Agonisten (Dulaglutid, Liraglutid, Albiglutid und Semaglutid) ist belegt, dass sie nicht nur den Blutzucker senken können, sondern auch Typ-2-Diabetiker vor kardiovaskulären Ereignissen schützen können; sie erfüllen demnach das seit einigen Jahren von Arzneimittelbehörden wie der FDA geforderte Zulassungskriterium eines kardiovaskulären Nutzens. Ob dies auch der neue GLP-1-Rezeptor-Agonist Efpeglenatid zu leisten vermag, ist in der kardiovaskulären Outcome-Studie AMPLITUDE-O geprüft worden; Ergebnisse sind in diesen Tagen auf dem Kongress der „American Diabetes Association“ vorgestellt worden und zeitgleich im „New England Journal of Medicine“ erschienen.
Design
Randomisierte, placebo-kontrollierten internationale Multicenterstudie, für die 4076 Teilnehmer rekrutiert wurden, die folgende Aufnahmekriterien erfüllten: Typ-2-Diabetes und entweder eine kardiovaskuläre Erkrankung in der Vorgeschichte oder eine aktuellen Nierenerkrankung (definiert als geschätzte glomeruläre Filtrationsrate von 25,0 bis 59,9 ml pro Minute pro 1,73 m2 Körperoberfläche) plus mindestens ein weiter kardiovaskulärer Risikofaktor. Das Durchschnittsalter betrug fast 65 Jahre, der Frauen-Anteil 33 Prozent. 15 Prozent der Patienten wurden mit einem SGLT-2-Hemmer behandelt (Metformin: 73 Prozent); Insulin: ist 63 Prozent). Fast 90 Prozent der Teilnehmer hatten zu Beginn der Studie eine kardiovaskuläre Erkrankung, knapp 32 Prozent eine Nierenkrankung.
2717 Teilnehmer erhielten wöchentliche subkutane Injektionen von Efpeglenatid in einer Dosis von 4 oder 6 mg, 1359 Teilnehmer bekamen Placebo. Der primäre Endpunkt war das erste schwerwiegende unerwünschte kardiovaskuläre Ereignis (MACE; ein Kompositum aus nicht tödlichem Myokardinfarkt, nicht tödlichem Schlaganfall oder Tod durch kardiovaskuläre oder unbestimmte Ursachen).
Hauptergebnisse
- Während einer medianen Nachbeobachtungszeit von 1,81 Jahren trat bei 189 Teilnehmern der Efpeglenatid-Gruppe (7,0 %) und 125 Teilnehmern der Placebo-Gruppe (9,2 %) ein MACE-Ereignis auf (3,9 Ereignisse pro 100 Personenjahre versus 5,3 Ereignisse pro 100 Personenjahre).
- Die Berechnungen ergaben eine Hazard Ratio von 0,73 (95 % CI 0,58 bis 0,92; p<0,001 für Nicht-Unterlegenheit; p=0,007 für Überlegenheit).
- Ein kombiniertes renales Ereignis (Abnahme der Nierenfunktion oder Makroalbuminurie) trat bei 353 Teilnehmern der Efpeglenatid-Gruppe (13,0 %) und bei 250 Teilnehmern der Placebo-Gruppe (18,4 %) auf (Hazard Ratio 0,68; 95 % CI 0,57 bis 0,79; p<0,001).
- Durchfall, Verstopfung, Übelkeit, Erbrechen oder Blähungen waren unter Efpeglenatid häufiger als unter Placebo (1,2 versus 0,3 Prozent). Auch die Abbruchrate wegen Nebenwirkungen war in der Efpeglenatid-Gruppe größer als in der Kontroll-Gruppe (5,4 versus 3,6 Prozent).
- Subgruppen-Analysen lassen vermuten, dass die Wirkung auf die kardiovaskulären und realen Endpunkte unabhängig von der Behandlung mit anderen Antidiabetika sein könnte.
Klinische Bedeutung
Mit dieser Studie ist nun für einen weiteren GLP-1-Rezeptor-Agonisten belegt, dass er einen klinischen Nutzen hat. Dafür sprechen auch die Ergebnisse einer bei dem Kongress präsentierten aktualisierten Metaanalyse von sieben Studien plus der aktuellen Efpeglenatid-Studie AMPLITUDE-O. Die aktualisierte Metaanalyse zeigte zudem, dass GLP-1-Agonisten insgesamt die Gesamtmortalität verringerten und möglicherweise das Risiko einer Krankenhauseinweisung wegen Herzinsuffizienz sowie einer Nierenfunktionsstörung reduzierten.
Eine Frage lautet selbstverständlich, ob es klinisch relevante Unterschiede bei Wirksamkeit und Verträglichkeit der GLP-1-Agonisten gibt. Für Efpeglenatid wird vor allem ins Feld geführt, dass die Patienten in AMPLITUDE-O vergleichsweise kränker gewesen seien als die Patienten der konkurrierenden GLP-1-Agonisten. So schloss die Studie mehr Patienten (32 %) mit Nierenerkrankungen (eGFR 25-60 mL/min) ein als die anderen Studien. Die Zukunft des neuen Wirkstoffes ist allerdings nicht klar; der Sponsor der Studie, Sanofi, entwickelt das Medikament nicht mehr weiter. Das französische Unternehmen hat die Rechte an das koreanische Unternehmen Hanmi Pharm zurückgegeben, das den Wirkstoff entwickelt hatte.
Finanzierung: Sanofi
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