Diabetes: Bei Insulinmangel und Insulinresistenz ist die erektile Dysfunktion am häufigsten
- Dr. Nicola Siegmund-Schultze
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Die Prävalenz von Erektionsstörungen bei Männern mit Diabetes ist zwischen den 5 Diabetes-Subtypen unterschiedlich. Am höchsten ist sie in der Population mit schwerer Insulinresistenz (Severe insulin-resistent Diabetes), hier ist jeder zweite Mann betroffen (52 %). Am niedrigsten ist die Prävalenz mit 7 % bei Männern, die an schwerem Autoimmun-Diabetes erkrankt sind. Dieser entspricht dem Typ-1-Diabetes. Vor allem Männer aus den Subgruppen mit erhöhtem Risiko sollten auf sexuelle Funktionen angesprochen werden.
Hintergrund
Seit wenigen Jahren wird Diabetes - neben sekundärem Diabetes und Gestationsdiabetes - nicht mehr nur in Typ 1 und 2 unterteilt, sondern nach pathophysiologischen und genetischen Profilen weiter ausdifferenziert. Danach entspricht der frühere Typ-1-Diabetes im Wesentlichen dem schweren Autoimmun-Diabetes (Severe Autoimmune Diabetes [SAID] und er macht 22 % der deutschen Diabetespopulation aus (1). Der frühere Typ-2-Diabetes wird nun in 4 Cluster aufgegliedert. Dabei fällt der milde altersabhängige Diabetes (Mild Age-related Diabetes [MARD] auf 35 % der Diabetespatienten in Deutschland, der milde Adipositas-bedingte Diabetes (Mild obesity-related Diabetes [MOD] auf 29 %, der schwere Insulin-resistente Diabetes (Severe Insulin-resistent Diabetes [SIRD] auf 11 % und von schwerer Insulindefizienz (Severe Insulin-deficient Diabetes [SIDD] sind 3 % der Diabetespatientinnen und -patienten betroffen. Nun liegen erstmals Daten zur erektilen Dysfunktion bei diesen 5 Subtypen vor – ebenfalls aus einer großen deutschen Forschergruppe (2).
Design
- prospektive, sektorenübergreifende Beobachtungsstudie der German Diabetes Study Group mit 351 Männern, die vor weniger als 1 Jahr die Diagnose Diabetes erhalten hatten, und
- 124 männlichen Kontrollpersonen ohne Diabetes
Hauptergebnisse
- Die Prävalenzen der ED waren in der Gesamtgruppe der Männer mit Diabetes doppelt so hoch wie bei männlichen Kontrollpersonen ohne Diabetes (23 % vs. 11 %; p = 0,004).
- Im Einzelnen betrugen die ED-Prävalenzen
- 52 % bei Männern mit SIRD
- 31 % bei Männern mit SIDD
- 29 % bei Männern mit MARD
- 18 % bei Männern mit MOD und
- 7 % bei Männern mit SAID.
- Männer mit SIDD hatten eine adjustierte ED-Risk Ratio von 3,27, Männer mit SIRD eine adjustierte ED-Risk Ratio von 1,93, beides hochsignifikante Differenzen.
- Bei MARD lag die ED-Risk Ratio bei 1,06, bei MOD bei 0,74 und bei SAID bei 0,44 (n.s.).
Klinische Bedeutung
Die SIRD gilt als schwere Diabetesform mit ausgeprägter Insulinresistenz, hohem Risiko für eine Fettleberprogression, für kardiovaskuläre Erkrankungen und für die Entwicklung einer Nephropathie. Bei diesem Diabetes-Subtyp ist auch die sexuelle Dysfunktion bei Männern am häufigsten. Sie tritt aber auch bei jedem dritten Mann mit schwerem Insulinmangel (SIDD) oder mit MARD auf. Vor allem bei diesen Diabetes-Subtypen sollten Ärzte ihre Patienten gezielt und frühzeitig auf ihr Sexualleben ansprechen, um mögliche Störungen zu behandeln, so die Autoren.
Finanzierung: Bundesgesundheitsministerium
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