DGN 2023 – Warnung vor Zunahme neurodegenerativer Erkrankungen
- Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Führende Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) haben auf der 96. Tagung dieser Fachgesellschaft in Berlin auf den zu erwartenden Anstieg neurodegenerativer Erkrankungen und die damit verbundenen medizinischen und gesellschaftlichen Herausforderungen aufmerksam gemacht. Auch unter Berücksichtigung der zunehmend älter werdenden Bevölkerung sei mit einer überproportionalen Zunahme bei der Alzheimer- und Parkinsonkrankheit zu rechnen, erklärte Prof. Daniela Berg, Kongresspräsidentin und Direktorin der Klinik für Neurologie an der Universitätsklinik Kiel.
Hintergrund
Die „Global Burden of Diseases“-Kollaboration zur Vorhersage von Demenzen schätzte die Zahl der weltweit Betroffenen im Jahr 2019 auf 57,4 Millionen. Für das Jahr 2050 wird eine Verdreifachung erwartet. Eine aktuelle Übersicht nannte für die Gesamtprävalenz in Deutschland Ende 2021 nahezu 1,8 Millionen Patienten bei jährlich etwa 400.000 Neuerkrankungen.
Neues / Empfehlungen
- Für den Morbus Parkinson gibt es keine genauen Zahlen. Schätzungen gehen von 250.000 – 300.000 Patienten in Deutschland aus. Weltweit könnten es bis zum Jahr 2040 mehr als 14 Millionen sein.
- Erste, in den USA bereits zugelassene Antikörper zur Therapie der Alzheimer-Demenz werden aufgrund ihrer hohen Preise zu enormen sozioökonomischen Lasten führen. Eine im Lancet Regional Health veröffentlichte Hochrechnung für das Präparat Lecanemab geht von 5,4 Millionen Betroffenen in der EU aus. „Wenn es für alle Patienten, die es brauchen würden, Lecanemab gäbe, beliefen sich die Kosten auf ca. € 133 Milliarden / Jahr“, so Berg. „Das sind mehr als 50 % der gesamten pharmazeutischen Ausgaben der Gemeinschaft.“
- Wahrscheinlich wird es demnächst einfache Bluttests zur Frühdiagnose der Parkinson-Krankheit und Alzheimer-Demenz geben, sagte Berg voraus. Die müssten allerdings noch validiert werden.
- Angesichts der Fortschritte in der Diagnose brauche man kausale, krankheitsmodifizierende, kostengünstige und weltweit verfügbare Therapieansätze für alle Phasen der Erkrankung.
- Zur Relevanz modifizierbarer Risikofaktoren verwies Berg auf die aktuelle Diskussion um Glyphosat. „Mich bewegt, dass in diesem Zusammenhang wichtige Themen wie Artenschutz und auch Krebserkrankungen angesprochen werden, nicht aber die Neurodegeneration. Dabei wissen wir, dass Pestizide einen erheblichen Einfluss auf neurodegenerative Erkrankungen haben können.“
- Möglichkeiten der Prävention sieht Berg in puncto Bewegung, Ernährung und Schlaf und betonte: „Es wird nicht ohne Prävention gehen.“
Finanzierung: Keine.
Dieser Volltext ist leider reserviert für Angehöriger medizinischer Fachkreise
Sie haben die Maximalzahl an Artikeln für unregistrierte besucher erreicht
Kostenfreier Zugang Nur für Angehörige medizinischer Fachkreise