Deutschlands COVID-19-Strategie: weiter wie bisher

  • Dr. med. Thomas Kron
  • Medizinische Nachrichten
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Bund und Länder haben sich darauf geeinigt, ihre aktuellen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie beizubehalten. Es wurden weder Verschärfungen noch Lockerungen beschlossen. Drohe  wegen der Omikron-Welle eine Überlastung des Gesundheitssystems, solle es weitere Maßnahmen geben. Darüber hinaus haben sich die Länderchefs und die Regierung darauf geeinigt,  dass PCR-Tests künftig nur noch bei bestimmten Gruppen verwendet werden sollten. Bundeskanzler Olaf Scholz kündigte zudem an, die Impfkampagne verstärken zu wollen. Unklar bleibt weiterhin, ob es eine allgemeine Impfpflicht geben wird. Laut Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst sei man sich in der Runde allerdings einig gewesen, dass eine Impfpflicht zu einer vorausschauenden Pandemie-Politik dazu gehöre.

In zwei Stellungnahmen hat der Expertenrat der Bundesregierung am vergangenen Wochenende sich erneut zur bisherigen und nun notwendigen Strategie gegen die Corona-Pandemie geäußert. Die Inzidenzen der Infektionen mit SARS-CoV-2 stiegen in Deutschland so schnell, dass vermutlich bald die medizinische Versorgung in einigen Regionen des Landes eingeschränkt sein könnte, warnte der Expertenrat in seiner dritten Stellungnahme. „Unter den aktuell geltenden Kontaktbeschränkungen steigen die Inzidenzen weiter und es ist anzunehmen, dass die medizinische Versorgung zumindest regional eingeschränkt sein wird", hieß es in der Stellungnahme. Dies könne die Versorgung von Patienten, etwa mit anderen Krankheiten, gefährden", so das Gremium.

Ausserdem warnte der Expertenrat davor, sich angesichts der niedrigen Hospitalisierungsrate in Sicherheit zu wiegen: "Die Hospitalisierungsrate wird niedriger als bei der Delta-Variante erwartet, müsste aber eine ganze Größenordnung - etwa Faktor 10 - niedriger liegen als im vergangenen Winter, um die erwartete hohe Fallzahl zu kompensieren und das Gesundheitssystem nicht zu überlasten." Davon sei aber nicht auszugehen. Entsprechend seien bei weiter steigenden Inzidenzen sehr viele Krankenhausaufnahmen zu erwarten. Darüber hinaus kritisierte der Expertenrat in einer weiteren Stellungnahme die Datenlage in Deutschland bei der Pandemie-Bekämpfung: Die Digitalisierung im Gesundheitswesen sei so schlecht, dass wichtige Daten zur effizienten Bekämpfung der Pandemie fehlten. Der Expertenrat forderte daher eine umfassende Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland.

Forscher der Goethe-Universität in Frankfurt am Main und der Universität von Kent haben ihren Angaben zufolge eine Erklärung für mildere Omikron Verläufe gefunden. Ihre Studie zeigt laut einer Mitteilung, dass die Omikron-Variante weniger gut zelluläre Abwehrmechanismen gegen Viren blockieren kann als die Delta-Variante. Außerdem zeige die Studie, dass acht der wichtigsten COVID-19-Wirkstoffe auch die Vermehrung der neuen Omikron-Variante effektiv hemmten. Getestet wurden EIDD-1931 (ein Metabolit von Molnupiravir), Ribavirin, Remdesivir, Favipravir, PF-07321332 (Nirmatrelvir, ein Paxlovid-Bestandteil) sowie die Proteasehemmer Nafamostat, Camostat und Aprotinin.

Das Stresserleben von Beschäftigten in der ambulanten Versorgung war in der frühen Phase der Corona-Pandemie vergleichsweise hoch – höher als beim medizinischen Personal in den beiden anderen Sektoren des Gesundheitssystems, der Krankenhausversorgung und der präklinischen Notfallversorgung. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler der Universität Heidelberg in einer Studie, die auf einer Befragung zur Stressbelastung im Frühling und Frühsommer 2020 basiert. Die Ergebnisse zeigten, dass maßgeschneiderte Bewältigungsstrategien notwendig seien, so eine Mitteilung der Autoren um Privatdozentin Dr. Marie Ottilie Frenkel vom Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Heidelberg.

In der Studie hat das Team von Psychologen, Medizinern und Sozialwissenschaftlern untersucht, welche pandemiebedingten Stressfaktoren bei medizinischem Personal mit Kontakt zu COVID-19-Patienten aufgetreten sind. Dabei sind sie auch der Frage nachgegangen, wie sich diese Faktoren auf das psychologische Stresserleben der Teilnehmer ausgewirkt haben und welche Bewältigungsstrategien sie als effektiv bewerteten. Zwischen Mitte April und Anfang Juni 2020 wurden hierfür 575 Fachkräfte befragt. Sie waren im ambulanten Sektor, im Krankenhaus oder in der präklinischen Notfallversorgung tätig.

„In der ersten Welle der COVID-19-Pandemie gehörten nach unseren Ergebnissen insbesondere Angst vor Ansteckung, Unsicherheit und mangelndes Wissen sowie Sorgen um das Team zu den latent auftretenden Stressfaktoren“, so die Sportpsychologin Marie Ottilie Frenkel in einer Mitteilung der Universität. Diese Faktoren trügen in allen drei Sektoren gleichermaßen zum psychologischen Stress der Befragten bei, ebenso wie die Befürchtung, dass das Privatleben aufgrund der hohen Arbeitslast beeinträchtigt werde. Dennoch waren im Durchschnitt die Stresslevel laut Dr. Stefan Mohr (Klinik für Anästhesiologie am Universitätsklinikum Heidelberg) nur mäßig hoch.